wir woanders

Frisi @ Kuching, MY

Alltag Weltreise – heute: Post & Friseur

Auch Dinge des täglichen Lebens gehören zu einer Weltreise dazu. Wir sind noch auf Borneo im beschaulichen Kuching und genießen unseren Aufenthalt in Marco Polos Guesthouse. Heute liegt nichts wahnsinnig Großes an, kein Strand, kein Tauchgang und (auch mal) kein Nationalpark, den es zu entdecken gilt. Nein! Heute geht es zur Post und Helge geht zum Friseur. Ich könnte mir auch die einfache Version selbst schneiden: 12mm rundum-Rasur. Der Rasierer liegt ja im Kulturbeutel. Nur wäre dies zu einfach, oder?

Houston: Wir haben Übergepäck!

Seit geraumer Zeit – eigentlich seit Anbeginn unserer Reise – hadern wir mit diversen Dingen, die wir mit uns herumtragen. Zum Beispiel halte ich häufiger zwei Hemden in den Händen, die ich für „besondere Anlässe“, wie z.B. Weihnachten, eingepackt habe. Was für ein Quatsch! Die ganze Reise ist ein besonderer Anlass. Wir wissen noch nicht einmal wo wir Weihnachten verbringen werden. Warum dann gleich zwei gesonderte Hemden? Ilka hat definitiv einen Pullover zu viel im Rucksack und ich bin mir bei der Kapuzenjacke auch nicht sicher, schließlich sollte die eine Fleecejacke ausreichen…

POS MY Darüber hinaus haben wir clevererweise gleich Vorratspackungen an Bioshampoo für Haut- Haar- und Wäsche eingepackt, als auch Desinfektionsmittel. Solche Dinge haben wir nicht extra gekauft, sie waren in unserem Haushalt vorhanden. Also ab in den Rucksack damit. So eine einzelne Packung wiegt ja nichts. Stimmt wohl. Nur die Summe von all dem merkt man nach 20 Minuten auf dem Rücken schon. Auch wenn du etwas ganz bestimmtes suchst und immer wieder die gleichen Dinge in den Händen hältst, die du bei 38 Grad Celsius bestimmt nicht benötigst. Das nervt!

Der Plan, ein Paket in die Heimat zu senden, reift schon länger in uns. Wir waren nur nicht bereit 20 Euro für Porto zu zahlen. Am gestrigen Abend haben wir mit einem Pärchen aus der Schweiz im Hostel zusammengesessen. Cecilia und Stephane erging es genauso wie uns. Viel zu viel dabei und bisher auch zu knauserig. Aber sie haben sich durchgerungen und ein Paket in die Heimat geschickt. Voller Elan haben wir unsere Rucksäcke entleert und 3kg an diversen Dingen zur POS Malaysia im UTC Kuching geschleppt. Für die kichernde Belegschaft offensichtlich ein Highlight der bisherigen Woche: Zwei Touris schicken Kleidung und allerlei anderem Krimskrams in einer leeren Kartonage Tiger-Bier nach Deutschland.

Express-Parcel?

…fragte die Dame. „Nein, Hauptsache es kommt an..“ Nachdem alles bestempelt und unterzeichnet war fragen wir vorsichtig nach der ungefähren Zustellung. 15 Wochen müssen wir wohl rechnen.

Nun gut, damit ist also unser Weihnachtspaket auf dem Weg nach Achim!

Auf zum Friseur!

Nächste Station: Der Open-air-Barber, den uns die Ehefrau von unserem Host Sam empfohlen hat. Der sehr junge Friseur wartet schon auf Kundschaft in dem kleinen offenen Verschlag. Sind ja nur Haare, die wachsen ja nach, denke ich mir.

In bester Mittagshitze werde ich mit dem obligatorischen Kittel umhüllt, der netterweise aus sehr dickem Plastik besteht. Wird mir warm, weil es tatsächlich heiß ist oder weil der Kollege so eifrig los schneiden möchte und mit der englischen Sprache nicht allzu vertraut ist? Sein Kumpel blickt fröhlich Richtung Spiegel und nun fällt mir auf, dass die meisten hier irgendwie einen ähnlichen Haarschnitt tragen: die Seiten richtig kurz, ca. 1mm mit Stufe oder schönem Sidecut. Beides was ich derzeit nicht trage und auch nicht möchte – jedenfalls nicht so kurz! Also: nochmalige Ansage mit Detailfoto, welches ich mir nach meinem letztem Friseurbesuch in Bremen gemacht hatte. Clever, oder?

Auf geht’s: Schermaschine Model 80er an. Rückfrage vom Figaro: Aufsatz 1, 2, oder 3? Ich antworte, dass es bitte nicht kürzer als 10mm sein sollte. Das verdutze Gesicht vom meinem Gegenüber macht mich neugierig auf die Aufsätze, die mit Edding mit den Zahlen 1 bis 3 gekennzeichnet wurden. In der Tat sind natürlich auch die mm-Zahlen angegeben, aber so wird hier nicht gearbeitet. 1, 2 und 3 kann man sich doch viel besser merken. Die längste Version sind 8mm, die soll es nun sein. Small talk, so weit es möglich ist, denn Hände und Füße halte ich lieber still und beobachte die Auswahl des Werkzeugs genau. Soweit passt alles. Langsam erkenne ich, dass das Model „Sidecut mit Stufe“ auch auf meinem Kopf verewigt werden soll. Kurzer Kommentar meinerseits. Lächeln und nicken zur Bestätigung. Die ausführende Handlung zeigt mit aber, dass meine Bitte nicht berücksichtigt wird. Entsprechend sage ich, dass es so super ist, wie es ist und nur noch der Nacken mit einem Messer ausgeputzt werden muss.

Oki, Sir!

Beim Rasiermesser wird noch schnell die Klinge gewechselt und los gehts. An meinen Geheimratsecken! Aaaahh! Da wächst doch eh kaum noch was. Was zur… nun gut, er meint es ja nicht böse. Schlussendlich wird nun (endlich) der Nacken rasiert. Danach ist aber auch Schluss. Kurz ist es immerhin geworden. Ein Schnitt ist nicht wirklich zu erkennen, aber meine Herzdame akzeptiert mich auch so. Schliesslich hat sie sich in der letzten halben Stunde prächtig amüsiert!


Ich frage mich nur, was ich beim nächsten Besuch in sechs Wochen anders machen soll? In unserem Zeige-Wörterbuch ist dieses Szenario nicht wirklich beschrieben.


Habt ihr ähnliches erlebt oder Tipps wie wir beim Friseur in Asien kommunizieren sollen?

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