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rice fields on the way to Amed, Bali

Amed – atemberaubende Natur und Tempel

Nachdem wir nun jeweils fünf Tauchgänge an drei Tagen hinter uns haben und die Umgebung rund um Amed noch so viel Tolles unter Wasser als auch oberhalb des Meeresspiegels zu bieten hat, haben wir uns für heute einen Roller ausgeliehen und brausen in Richtung Landesinnere. Ziel: Pura Lempuyang – oder auch Heavensgate bzw. Himmelstor!

Wir haben wirklich mit uns gehadert, denn unter anderem hätten wir die Möglichkeit gehabt mit den Amed Fun Divers nach Kubu zu einem weiterem Wrack zum Tauchen zu fahren. Die Vernunft hinsichtlich des limitierten Budgets hat gesiegt. Dennoch haben Ilka und ich diverse Stunden darüber diskutiert und bevor wir uns etwas schön rechnen, haben wir uns für den heutigen Tag einen entspannten Tag auf dem Roller mit Kultur entschieden.

Rollerfahren auf Bali ist wirklich was für starke Nerven, nicht so im Nord-Osten. Hier in Amed und Umgebung scheinen zum einen weniger Touristen auf ihren geliehenen Rollern unterwegs zu sein. Die Locals haben mehr Zeit und die Uhren ticken langsamer. So kommen wir in den Genuss uns während des Rollerns auch die Umgebung anzuschauen und einen spontanen Stopp am Straßenrand einlegen zu können. Die Fahrt hoch zum Parkplatz zum Pura Lempuyang bietet tolle Serpentinen. Toll für den Fahrer, die Sozia hinter mir findet das ganze eher weniger entspannend…

Pura Lempuyang

Wie an allen Tempeln herrscht auch hier Sarong-Pflicht, allerdings erfolgt die Ausgabe gegen eine Leihgebühr in Höhe von IDR 10.000/Person. Eintritt erfolgt gegen eine Spende, heißt Ihr könnt euch den Betrag aussuchen. Bedenkt, dass die Anlage recht umfassend ist und die Gehwege, als auch die Umgebung gepflegt werden muss. Es versteht sich von selbst, dass auch die Hindu-Religion berücksichtigt werden muss, neben einem Sarong sollten auch die Schultern bedeckt sein. Jede Form des Küssens in der Öffentlichkeit gilt als unrein und skandalös.

Frühes Erscheinen wird durch weniger Andrang belohnt. Als wir gegen 9 Uhr unseren Roller abgestellt haben, kommen uns die ersten Besucher bereits entgegen, die den Tempel schon besucht haben. Die Fahrt aus Amed hat ca. 30 Minuten gedauert.
Der Pura Luhur Lempuyang zählt zu einem der sechs Nationaltempel auf Bali und besteht aus sieben weiteren Tempeln. Der bekannteste Abschnitt ist die zweite Station: Das Tor des Himmels bzw. Heavens Gate. Entgegen vom Tor befindet sich eine imposante Treppe zum eigentlichen Tempel, der ausschließlich für Gebete zugänglich ist. Die Treppe besteht aus dreireihigen Stufen. Beachtet bei eurem Besuch, dass die mittlere Reihe nur für Zeremonien genutzt wird, für euch also tabu ist. Wenn Ihr von der Straße in den Platz wo sich das Himmels-Tor befindet hereingeht, solltet ihr nicht zu schnell gehen, denn am Eingang werdet Ihr mit heiligem Wasser bekleckst, welches euch von bösen Geistern befreien und vor dem Tempelbesuch reinigen soll.
Der erste Tempel ist unweit vom Parkplatz und ist wahrscheinlich der bekannteste und hat eine tolle Aussicht auf Gunung Agung. Der zweite Tempel ist nur ein Altar und ist 2 km entfernt. Es gibt Bemos, die für kleines Geld die Fahrt übernehmen, oder es ist ein einfacher Spaziergang. Dann beginnt das Treppenhaus und kurz darauf gibt es eine Gabelung Wer rechts abbiegt, gelangt in einet Schleife zum dritten, vierten und fünften Tempel. Dieser Pfad schließt sich dann dem Hauptweg an, der direkt zum sechsten und siebten Tempel führt.

Die einzelnen Tempel kann man innerhalb eines Fußwegs erkunden, wobei der Weg das Ziel ist, denn die kleineren Tempel und Arbeitsstätten sind eher unspektakulär. Dieser soll ca. vier Stunden in Anspruch nehmen. Ja, nennt uns Kultur-Banausen oder erzählt uns mit dem Highlight welches dort oben liegt und welches wir verpasst hatten. Wir haben uns an diesem verdammt heißen Tag dagegen entschieden und haben nur das Himmelstor besucht.

Photo-Shoot á la Lempuyang

Bestimmt habt ihr schon die atemberaubenden Bilder auf Instagram oder sonst wo gesehen: Im Hintergrund thront der mächtige Gunung Agung, während sich vor dem Tor ein See oder zumindest eine spiegelnde Fläche befindet.

Nun, dem ist nicht ganz so! Es handelt sich um die Geschicke der Jungs die sich vor dem Himmelstor niederlassen und JEDEN Touristen abfotografieren. Dies ausschließlich mit dem Handy und unter die Linse eine Art Glas, ähnlich eines Verlauffilters, gehalten, welches das aufnehmende Foto spiegelt. So entsteht diese Täuschung. Der Platz vor dem Himmelstor schaut eher nach Baustelle aus. Die Touristen die sich ablichten wollen stellen sich artig in eine Warteschlange. Tatsächlich kannte ich diese populären Fotos nicht, als wir nun nach kurzer Diskussion uns auch in den Wartebereich gesellt haben, zeigt uns ein Italiener die bekannten Fotos.

Wer erwartet, dass pro Foto ein Obolus berechnet wird? Um „fotogeilen“ Touristen (die stundenlang posen können, ohne dass es ihnen lächerlich vorkommt während die Wartenden immer ungeduldiger werden) Einhalt zu gebieten, geben die zwei Fotografen kurze Anweisungen. Jump, jump – check – no yoga pose – etc.
Nach zwei Minuten sind die Posen im Kasten und man spendet den zwei nach eigenem Gusto. Wir konnten nicht widerstehen bei diesem Schauspiel aktiv mitzuwirken.

Als wir unser Handy zurückbekommen, haben wir 90 neue Fotos – Wow!

Tirta Gangga

Weiter geht’s mit dem Roller Richtung Ababi zum Wassertempel. Wir fahren durch kleine Dörfer, vorbei an Reisfeldern. Besonders schön anzuschauen sind die Felder kurz vor dem Tirta Gangga. Dort müssen wir eh einen kurzen Zwischenstopp einlegen, da das Dorf eine Zeremonie feiert und die Einwohner die Straße blockieren. Das ist eben Bali und wir lieben solche Gelegenheiten. Anhalten und zuschauen. Farben, Musik und lachende Menschen. Was genau gefeiert wird ist uns nicht bekannt. Da vor zwei Tagen Vollmond war, kann dies durchaus damit zusammenhängen. Alles andere ist aber auch möglich.

Durch diese Umstände erreicht uns langsam diese Insel mit Traditionen, Eigenarten und xxx. Anstatt hysterischem Tourismus der bis zur Ektase und Unendlichkeit praktiziert wird.
Am Tirta Gangga erwartet uns ebenfalls eine gewisse Unaufgeregtheit. Der Eintritt kostet IDR 30.000/Person. Der Sarong ist hier nicht nötig. Was wir noch dabei hatten und jedem empfehlen der eine Abkühlung benötigt: Badesachen. Denn der Wassertempel wartet mit einer Badegelegenheit auf. Diese haben wir allerdings nicht genutzt, obwohl wir Badesachen eingepackt hatten. Der Fahrtwind auf dem Roller sollte allerdings nicht unterschätzt werden, die letzte Erkältung in Kuching hat mir gereicht.
Tirta Gangga bedeutet wörtlich Wasser aus dem Ganges und es ist ein Ort der Ehrfurcht für die Hindu-Balinesen. Streng genommen bezieht sich der Name auf den Wasserpalast, der hier von Ende der 1940er bis in die 1950er Jahre von Gusti Gede Djelantik, Erbe des ehemaligen Königreichs Karangasem, gebaut wurde. Der Palast bietet ein schönes Labyrinth aus Pools die nicht nur zum Baden geeignet sind, sondern vielmehr verdammt große Kois beherbergen. Dazwischen sind Springbrunnen und üppige Gärten und Steinmetzarbeiten und Statuen. Der ein Hektar große Komplex wurde 1963 beim Ausbruch des Agungs fast vollständig zerstört, wurde aber liebevoll restauriert und strahlt nun die ehemalige königliche Pracht aus. Das Herzstück ist ein elfstufiger Brunnen. Der Garten und die Wasserspiele laden zum Verweilen und Entspannen ein. Zeit für uns das Backgammon herauszuholen und um die Herrschaft der Welt zu spielen.

Jasris Schokoladenfabrik

Während des Backgammon-Duells im hinteren Garten des Tirta Gangga haben wir die Weiterfahrt geplant. Es soll zum Kaffee nach Jasri gehen, also haben wir eine Stecknadel im maps-me gesetzt und rollern los. Wieder geht es vorbei an Reisfeldern, kleinen Farmen und noch kleineren Dörfern. Erst um Amlapura herum wird es wieder voller. Mein Navigator auf dem hinterem Platz dirigiert mich durch ein Wäldchen zum Jasri Beach. Wir stellen unseren Roller ab und fragen in einem kleinen Häuschen, wo es denn zum Strand geht und ob er auch Kaffee verkauft. Während wir uns näher umschauen, stellen wir fest, dass wir in einer Schokoladen-Manufaktur gelandet sind.

JA! Tatsächlich, wie uns unter freudestrahlenden Augen erklärt wird, werden hier Kakao-Pflanzen angebaut, geerntet, auf Bananenblättern fermentiert und getrocknet im Anschluss conchiert und zu feinster Schokolade verarbeitet. 100% pure balinese Schoggi und wir mittendrin – Zufall oder nicht.

Ich unterhalte mich mit Kadek über die Besonderheiten und Details der hiesigen Produktion, während Ilka ihr Schokoladen-Eis mit Kokosnuss und Lemongrass genießt. Komisch, dass einem der frühere Job immer wieder begegnet
Die wöchentliche Ausbringungsmenge liegt hier, im Unterschied zur industriellen Produktion, bei ganzen 10kg, während der Ernteprozess bis zur Masse 14 Tage andauert. Herrlich – aber ehrlich: Man schmeckt es mit jedem Bissen.

An Kreativität scheinen die Macher nicht zu leiden, denn die Varianten bestechen durch individuellen Geschmack fernab des Mainstream. Die Sorten reichen von purer Schokolade, bis zu salty-almond mit chilly. Lecker! Wer in der Nähe sein sollte und was Besonderes sucht – hin da! Eine Tafel kostet IDR 40.000.

Rückfahrt an der Küste

Für den Rückweg nach Amed, entscheiden wir uns für den Weg an der Küste. Wohlwissend, dass dieser länger dauern wird als die direkte Variante. Unterwegs halten wir noch bei einer kleinen Zermonie, die in einem unscheinbaren Dorf abgehalten wird. Ein alter Mann winkt uns freundlich heran und lacht uns an. Dass wir fernab von Massentourismus sind erkennt man unter anderem daran, dass keiner der Anwesenden englisch spricht. So bleibt uns der Hintergrund des musikalischen und verstärkten Gesangs verborgen. Schön anzuschauen ist es allemal. Die Farben der Kleider, Gerüche der Räucherstäbchen. Jeder bringt eine Kleinigkeit mit und das Dorf sitzt zusammen – Schön. Pünktlich zum Sonnenuntergang kommen wir in Amed an und steuern unser Stamm-Warung „Hoky“ an! Ein toller, ereignisreicher und dennoch entspannter Tag geht zu Ende!

Habt Ihr die Gegend um Amed und Jasri bereits kennengelernt? Was waren eure Highlights? Hinterlasst gerne eure Tipps hier in den Kommentaren!

2 Kommentare zu „Amed – atemberaubende Natur und Tempel“

  1. Faszinierend! Ich habe tatsächlich auch schon die besagten „Fake-Pics“ vom Himmelstor gesehen… 🙂 Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen… Und ihr könnt wirklich beeindruckend hoch springen! Liebe Grüße aus der Heimat?

    1. Ja, es ist herrlich, wenn die Realität plötzlich eine andere ist, als gedacht… Und danke für das Lob 🙂 Wir hatten nur einen Versuch und der hat zum Glück ganz gut geklappt.

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