Copacabana am Titicacasee. Bei diesem Ortsnamen denkt ihr bestimmt zuerst an den brasilianischen Badeort, oder? Wir anfangs auch! Tatsache ist, dass es das bolivianische Copacabana zuerst gab und der brasilianische Badeort nach der Stadt hier in Bolivien benannt wurde.
Copacabana liegt direkt am Ufer vom Titicacasee, dem höchst gelegenen schiffbaren Binnensee der Welt. Dieser Ort, der auf 3.810 Metern liegt, ist sowohl für ausländische als auch für bolivianische Touristen ein Urlaubsziel.
Busfahrt von La Paz nach Copacabana
Unsere Fahrt von La Paz nach Copacabana beginnt um 8 Uhr morgens mit dem Bus (Diana Tours). Im Bus treffen wir eine Engländerin wieder, die wir während der Free Walking Tour in Salta in Argentinien kennengelernt haben. Klein ist die Welt.
Während der Fahrt müssen wir in San Pablo de Tiquina alle aus dem Bus raus. Denn der Reisebus und wir Passagiere werden getrennt über den Fluss übersetzen, der eigentlich ein Ausläufer des Titicacasees ist. Wenn wir uns die wackeligen Pontons so ansehen, ist uns das auch ganz recht. Nach insgesamt etwa vier Stunden kommen wir in Copacabana an. Schnell einchecken ins Hostel und dann die Stadt erkunden.
Cerro Calvario
Den verbleibenden halben Tag nutzen wir um den kleinen Hügel Calvario am Rande der Stadt zu besteigen. Er ist nicht sehr hoch, doch anstrengend ist es trotzdem. Einerseits weil es viele Stufen sind, die wir steigen müssen und andererseits, weil wir uns hier immerhin auf über 3.800 Metern über dem Meeresspiegel befinden. Die Luft ist dünner als wir es gewohnt sind und wir hecheln ganz ordentlich.
Das Panorama oben lohnt sich! Wir haben einen tollen Blick über die Stadt, die malerische Bucht und natürlich auf die Weite des Titicacasees. Zeit für eine Partie Backgammon mit wunderbarer Aussicht.
Die Kathedrale von Copacabana
Der Stadtkern von Copacabana wird von der leuchtend weißen Kathedrale und dem Platz davor bestimmt. Die Kathedrale, die im Jahr 1820 gebaut wurde, kann umsonst besichtigt werden. Dabei können wir das Kirchenschiff und auch einige weitere Gebäudeteile erkunden, in denen viele verschiedene Schutzheiligen-Statuen ausgestellt sind. Wir sind überwältigt wie viele es sind. Wir bewundern Jungfrauen-Figuren und Schutzheilige von vielen Ländern Südamerikas und auch aus Europa. Dazu kommen noch diverse Statuen, die einzelnen südamerikanischen Städten zugeordnet sind.
Direkt vor der Kathedrale parken einige Autos – Taxen und Privatfahrzeuge – die auffällig mit Blumen geschmückt sind. Wir erfahren, dass diese Autos mit Weihwasser gesegnet werden. Die Besitzer hoffen dadurch von Unfällen verschont zu bleiben und immer freie Fahrt auf den Straßen. Wenn’s denn hilft…
Am nächsten Tag frühstücken wir bereits um 7 Uhr denn wir wollen mit der Fähre um 8:30 Uhr zur Isla del Sol fahren. Unserem geplanten Highlight hier. Die Tickets bekommt man übrigens auch schon am Vortag am günstigsten direkt am Hafen.
La Isla del Sol
Die Sonneninsel wird auch als die Geburtsstätte der Inka bezeichnet. Hier soll der Gott Viracocha die ersten Inka auf die Erde gesandt haben. Diese bei den Inka heilige Insel durfte nur von hohen Priestern betreten werden und der Sonnengott Inti wurde hier in einem Tempel verehrt. Als das Inkareich im 16. Jahrhundert von den Spaniern bedroht und erobert wurde, sollte der Goldschatz der Sonneninsel in Sicherheit gebracht werden. Angeblich wurde der Schatz im Titicacasee versenkt und nie gefunden.
Mit einem zweistöckigen Boot legen wir im Hafen von Copacabana ab. Wir haben uns Plätze auf dem Oberdeck ergattern können. Der Wind weht uns um die Nase während wir den Titicacasee überqueren. Zumindest einen Teil davon. Der See ist etwa 8400 Quadratkilometer groß und befindet zwischen Bolivien und Peru. Die Isla del Sol gehört zu Bolivien. Nach knapp 1,5 Stunden sind wir da.
Diese kleine Insel ist wirklich ein Juwel. Als wir sie das erste Mal sehen werden Erinnerungen an Sizilien und das Mittelmeer wach. Sie taucht auf zwischen einem strahlend blauen Himmel und dem tiefblauen Meer. Die Sonne lässt die Farben leuchten und wir fahren an vielen kleinen Buchten vorbei bis wir den niedlichen kleinen Hafen von Yumani erreichen.
La Isla del Sol – Die Sonneninsel
Mit festem Boden unter den Füßen heißt es wieder Treppen steigen. Ganz besondere sogar. Vor uns liegt die historische Inka-Treppe der Sonneninsel. Sie ist gesäumt von zwei überlebensgroßen bunt bemalten Statuen. Vom Fähranleger führt sie direkt hinauf zu einer Quelle. Diese Quelle hat drei Wasserläufe, welche die drei Hauptregeln der Inka symbolisieren sollen: Du sollst nicht stehlen, nicht lügen und nicht faul sein. Zeitlose Grundsätze!
Wir entscheiden uns für einen Spaziergang zum Südende der Insel. Alles ist hier an das hügelige Terrain angepasst. Die Häuschen sind teilweise direkt an den Hang gebaut worden und hier und da legen wir einige Höhenmeter zurück. Nach einiger Zeit sehen wir nur noch vereinzelte Hütten und der Blick ist frei auf die grün bewachsenen Hänge und das Meer. An dieser Stelle sei erwähnt, dass wir wirklich sehr langsam spazieren gehen. Denn auf knapp 4000 Metern Höhe brauchen wir jeden Atemzug um unseren Körper mit ausreichend Kraft zu versorgen. Also bloß keine Hektik und immer paso a paso. Schritt für Schritt.
Unterhalb unseres Weges entdecken wir irgendwann eine Art Ruine. Tatsächlich ist das halb verfallene Gebäude aus der Inka-Zeit. Ein bisschen kommen wir uns ein vor wie Entdecker in einer fremden Welt. Wir sind die Einzigen hier und können die alten Räume ganz in Ruhe erkunden. Einige Bereiche sind extrem gut erhalten. Andere Räume haben heute kein Dach mehr. Diese Inka-Stätte namens Pilko Kaina (oder auch „Palacio de Pilkokaina“) war ein Palast. Der Palast soll einmal aus zwei Etagen bestanden haben und beherbergte mehrere Wohnräume und Innenhöfe. Wir können uns gar nicht vorstellen wie das Leben damals ausgesehen hat. Nur eines wissen wir: Die Inka hatten eine ziemlich schöne Aussicht von hier.
Und die ist immer noch da. Also Brotzeit mit dem Palast im Rücken und den Blick über den unfassbar großen Titicacasee. Am Horizont erstreckt sich das bolivianische Festland mit so hohen Bergen, dass wir sogar schneebedeckte Gipfel und Gletscher erkennen können. Ein Traum.
Doch dann hören wir plötzlich Gejohle. Huch, was ist das denn? Wir schauen zur Bucht runter und entdecken drei Jungs, die sich gerade daran machen ins Wasser zu springen. Naja, der erste hat es schon gewagt. Und seinem Schrei nach zu urteilen muss es ziiiiemlich kalt sein. Brrr! Da bleiben wir lieber auf unserem Aussichtsplatz und genießen das Panorama.
Gut gestärkt ziehen wir weiter. Wir wandern einen Weg entlang, der uns fast bis zum Südende der Insel führt. Auf einer kleinen Ebene entdecken wir mehrere kleine Steinhaufen. Deren Bedeutung oder Funktion ist uns allerdings nicht bekannt. Ob sie auch etwas mit der Inka-Kultur zu tun haben? Keine Ahnung.
Während wir durch dieses Naturparadies wandern können wir manchmal gar nicht aufhören zu fotografieren. Von der Natur sind wir so fasziniert, dass wir gerne jeden Blickwinkel mit unseren Kameras einfangen möchten. Und doch kommt vieles auf den Fotos nicht so schön rüber, wie wir es erlebt haben. Trotzdem können wir es nicht lassen. Dafür ist es hier einfach zu schön. Besonders dieser südliche Zipfel der Insel ist kaum besiedelt und bietet einen Einblick in das Leben der Menschen. Abgesehen vom Tourismus leben die Einheimischen hier vom Fischfang und der Landwirtschaft. Eben von dem, was die Natur auf diesem Fleckchen der Erde bereithält.
Unsere Wanderung führt uns in einem großen Kringel über den südlichen und mittleren Teil der Insel. Mit leckeren Fruchtsäften, traumhaften Aussichten und einem Hund, der uns spontan zu seinen Weggefährten auserkoren hat.
Einen Haken hat dieses kleine Paradies hier allerdings. Auf der Insel gibt es verschiedene Gemeinden, die aktuell miteinander im Streit liegen. Deshalb ist es zum Zeitpunkt unseres Besuches nicht möglich die gesamte Insel zu besuchen. Der Norden darf vom Süden aus nicht betreten werden. In diesem Konflikt geht es wohl auch um den Tourismus und dass beide Gemeinden davon profitieren möchten. Welche Diskussionen im Detail geführt werden ist uns nicht bekannt nur, dass der Streit schon länger andauert.
Die Kosten für einen Tagesausflug
Der Ausflug zur Sonneninsel ist auf jeden Fall erschwinglich. Für das Fährticket haben wir pro Person 30 Bolivianos bezahlt. Das entspricht etwa 4 Euro. Sobald wir auf der Isla del Sol den Boden betreten werden noch ein 10 Bolivianos pro Person als Touristenabgabe fällig. Was für uns vollkommen in Ordnung ist, da dieser Betrag tatsächlich bei den Bewohnern der Insel ankommt.
Von den zwei möglichen Zeiten für die Rückfahrt nach Copacabana haben wir uns spontan für die spätere Abfahrt um 16 Uhr entschieden.
Wer mehr als ein paar Stunden auf der Sonneninsel verbringen möchte, der kann dort auch übernachten. Wir haben es nicht gemacht, doch es gibt dort offensichtlich viele verschiedene Unterkünfte. Vom Hostel bis zum schicken Hotelzimmer und meistens am Hang gebaut mit direktem Blick aufs Meer.
Wer mehr von der Insel sehen möchte, der schaut sich einfach unser Video über die kleine Sonneninsel an:
Goodbye Bolivia
Nach unserem Ausflug auf der Sonneninsel mögen wir den Titicacasee gar nicht mehr verlassen. Für unser Abendessen bleiben wir also direkt am Ufer und kehren in eines der vielen Restaurants ein. Ein Essen mit Sonnenuntergang am Titicacasee. Schööööön! Ein toller Abschluss für Bolivien, denn morgen fahren wir mit dem Bus nach Peru. Genauer gesagt nach Puno, was ebenfalls am Titicacasee liegt, nur auf der peruanischen Seite. Wir sind gespannt!
Fazit Copacabana
Copacabana ist – zumindest in der Nebensaison im Juli – ein sehr gemütliches kleines Städtchen. Am Abend wird es zwar recht frisch sobald die Sonne untergegangen ist, doch tagsüber sind sogar kurze Hosen und T-Shirts möglich. Auch wenn die Temperaturen nicht unbedingt über 20 Grad klettern, solltet ihr die Sonnencreme dabei haben. Die Höhensonne auf 3.800 Metern hat eine ziemliche Kraft, die wir auch zu spüren bekommen haben… Wenn ihr in der Nähe seid und entweder Zeit für einen Abstecher habt oder sowieso nach Peru weiterreisen möchtet, dann macht doch hier einen Zwischenstopp und besucht auch die kleine Sonneninsel.