wir woanders

Die Cameron Highlands

Die Cameron Highlands liegen auf einer Gebirgskette etwa 200 Kilometer von der Hauptstadt Kuala Lumpur entfernt und sind sozusagen das Hochland von Malaysia. Wir sind aus George Town, Penang, mit dem Bus ca. vier Stunden gefahren.

Die Fahrt stellte sich als äußerst angenehm heraus. Ausgestattet mit Liegesitzen und einem scheinbar bunten Hund als Busfahrer, der jedem der uns entgegen fuhr, zugewunken hat sowie Freunde und Bekannte mit seinem Gefährt mitgenommen hat. Somit hatten wir immer neue Gäste an Bord. Ausgestattet mit Karaoke-Anlage ging es zügig Richtung Hochland. Wir wissen nicht recht, ob es gut oder schlecht war, dass die Anlage ausgeschaltet blieb… Allgemein verlief die Fahrt mega entspannt.

In den Cameron Highlands, die auf 1500 bis 2000 Metern Höhe liegen, herrscht das ganze Jahr über ein angenehmes Klima um Tee, Erdbeeren und vieles mehr wachsen zu lassen. Meist ist es etwas bewölkt und die Temperaturen steigen hier nur selten über 25 Grad. Daher waren die Cameron Highlands bereits in der Kolonialzeit für die Briten ein beliebtes Ziel, so dass diese Region über mehrere traditionelle Gästehäuser im Tudor-Stil und einen gepflegten Golfplatz verfügen. Die meisten Leute, die wir getroffen haben, blieben nicht länger als drei Tage, was grundsätzlich durchaus ausreichend ist. Wir blieben allerdings eine Woche, da wir unsere Planungen, wie auch diesen Blog vorantreiben wollten. Darüber hinaus haben die Cameron Highlands für uns England-Liebhaber einen entscheidenen weiteren Grund zu bleiben (nein, nicht der Tee): Scones

Ihr seid aber noch in Malaysia, oder?

Doch der Reihe nach. Warum heißen die Cameron Highlands eigentlich so? Seinen Namen hat das Hochland von dem britischem Landvermesser William Cameron. Er gehörte der britischen Kolonialregierung an und entdeckte die Highlands, die sich durch ein kühles Klima mit tropischen Verhältnissen kennzeichnen, im Jahr 1885 bei einer Kartografierungsexpedition.
In den Cameron Highlands gibt es 3 größere Orte: Ringet, Tanah Rata Gerards Place Tanah Rata und Brinchang. Die meisten Reisenden übernachten entweder in Tanah Rata oder Brinchang. Wir haben uns für Tanah Rata entschieden und sind im Gerard´s Place untergekommen, welches 10 Gehminuten vom Bus Terminal entfernt ist. Das Hostel liegt auf einer leichten Anhöhe und 5 Minuten Fußweg vom Zentrum entfernt, was uns ganz gut gefallen hat, da es zum einen sehr ruhig liegt und des Weiteren einen kleinen Garten hat in dem wir das inkludierte leichte Frühstück genießen konnten. Das Zimmer war sauber, wir konnten das Wifi problemlos nutzen und hatten eine warme Dusche. Klimaanlage oder Ventilator gab es nicht, brauchst du bei den Temperaturen in den Cameron Highlands aber auch nicht.

Unternehmungen im Garten Malaysias

Bei der Partnerunterkunft, dem Fathers Guesthouse, haben wir einen Roller ausgeliehen. Die Bedingungen für ein Zweirad sind in den Highlands nahezu perfekt: Verhältnismäßig wenig Verkehr, kurze Wege sowie Kurven & Serpentinenstraße.

Die erste Fahrt führte uns zur BOH Teeplantage Fairlie. Diese liegt ca. 20 Minuten Fahrtzeit von Tanah Rata entfernt. Die BOH-Plantagen, die 1929 von J.A. Russell gegründet wurden und zu den berühmtesten in Malaysia zählen, bieten gleich mehrere Produktionsstätten zum Besuch an: das Sungai Palas Tea Centre und das kleinere Werk in Pahang in der Nähe von Habu.

guide bei BOH FAirlie Scheinbar ist hier die Zeit stehen geblieben. In einer beschaulichen Halle stehen vier größere Maschinen und rattern vor sich hin. Nachdem wir einfach in die Produktionshalle hereinspaziert sind, kam eine junge Frau und hat uns gefragt, ob sie uns etwas zur Herstellung erzählen kann.

Da haben wir nicht abgelehnt. Schließlich hat Helge in der Vergangenheit beruflich mit diesem Thema (nur ein anderes Produkt) viel zu tun gehabt…

Die Verarbeitung erfolgt in fünf Produktionsschritten:

two leaves and the bud

1.) Welken, hierbei wird dem dicken und noch ungeschmeidigen Blatt ca. 30% seiner Feuchtigkeit entzogen
2.) Rollen, grüne Blätter werden aufgebrochen und der austretende Zellsaft verbindet sich mit dem Sauerstoff in der Luft
3.) Fermentation, Aromaentfaltung (Oxidations- und Gärungsprozess)
4.) Trocknen, Laufband durch Etagentrockner
5.) Sieben/Sortieren, Aufteilen in versch. Resultate/Qualitäten (Blatt/kleines Blatt/gröberer Broken/Fanning’s)
Anschließend haben wir Experten uns auf die überdachte Terrasse gesetzt und ein Kännchen Tee genossen. Herrlich dieser Ausblick und alles was Du siehst ist Tee!

Weiter geht´s mit dem Scooter, der für asiatische Verhältnisse außerordentlich gut in Schuss war, abwärts durch die Teeplantagen, Richtung Mossy Forrest! Der Mossy Forrest ist eine natürliche Umgebung, die nur in den höchsten Lagen der Cameron Highlands und anderer Bergketten in ganz Malaysia wächst. So, auch hier am Gunung Brinchang. Der Gunung Brinchang ist mit seinen ca. 2000m eine ideale Umgebung und versorgt die Wälder mit konstantem Nebel und Feuchtigkeit – ein ideales Biotop für Moos.

Der Mossy Forest ist ein beliebtes Ziel, weshalb dieser durch Holzstege und Treppen leicht zugänglich gemacht wurde. Außerdem gibt es Erklärschilder zu Pflanzen und man kann beispielsweise Zimtbäume sehen und an deren Rinde riechen. Die Wanderung ist für jeden geeignet, der mit Treppen keine Probleme hat und sehr angenehm. Den meisten Spaß hatten wir jedoch auf dem Roller bergauf. Die Strecke war nicht wirklich für Roller geeignet, aber durchaus machbar. Acht geben sollte man aber auf die vielen Land Rover, die voll mit Touristen und guided touren im Minutentakt die Serpentinenstraße hinaufdüsen.

Am unteren Ende der Strasse (Jalan Gunung Brinchang) Tea Harvester befindet sich übrigens noch eine weitere Produktionsstätte, die weitaus größer ist als die von uns am Morgen besuchte in Habu. Hier im BOH Sungai Palas Tea Centre gibt eine futuristisch ausschauende Aussichtsplattform und die Touristenabfertigung, samt Kino und Soveniershop und Touren mit einem Guide durch die Produktion. Plötzlich winkt uns ein junger Mann zu… Wir drehen uns fragend um und erkennen den guide vom mossy forrest, der uns vor kurzem das Teeplücken am Wegesrand gezeigt und erklärt hatte. Er zeigt uns noch im Detail die schweren Maschinen, die ausschauen wie Heckenscheren, nur allerdings mit einem Auffangsack in denen die Teeblätter nach dem Schneiden hineingeblasen werden. Irre wie schwer die Geräte sind und wenn man sich vorstellt wie steil die Hänge sind, bekommt man ein Gefühl von der schweren Arbeit für eine Tasse Tee.

und was sonst, außer Tee?

Wanderschuhe an uns los gehts am nächsten Morgen. In der Unterkunft lag eine Mappe mit Wanderwegen bereit, die man sich abfotografieren konnte. Sollte ja wohl ausreichen, dachten wir. So ging es los, auf den Trail No. 9. Vorbei an Erdbeer- und Obst-Plantagen zu den Robinson Falls. Schön, leider dient der Fluß auch der Müllentsorgung. Weiter gehts es durch dichten Wald. Tatsächlich kamen wir nach einer Stunde an einem Damm aus dem Wald und wurden von Landwirten etwas verwundert angeschaut. Laut Karte sollen wir nun über deren Feld laufen und wieder in den Wald entschwinden. Da die Felder gerade bewässert wurden, fragen wir mal lieber nach.

hier gibt es keinen Weg...

Die Gegend kommt uns doch bekannt vor… Sind wir nicht hier gestern mit dem Roller langgefahren? Interessanter Rundkurs, den die Karte uns da anbietet. Das war vielleicht vor zehn Jahren so. Mittlerweile schaut es komplett anders aus. Schlussendlich sind wir denselben Weg wieder nach Tanah Rata zurück. Es gibt zahlreiche andere Trails die man erkunden und bewandern könnte, z.B. die No. 10 aus Tanah Rata via Tan’s Camellia Garden zum Gunung Jasar. Für den Rundkurs via Brinchang benötigt man ca. fünf Stunden.
Für den folgenden Tag haben wir uns entschieden eines der Teehäuser aufzusuchen. Wieder zu Fuß versteht sich. Ganz klar empfehlen können wir das Haus No. 1. Nicht ganz so groß wie die anderen und herrlich british angehaucht. Nach 5 Kilometern haben wir uns mit sonniger Aussicht auf die Teefelder zu einer Partie Backgammon samt Tee & Scones auf die Terrase gesetzt. Der Rückweg war noch viel entspannter, denn neben uns auf der Strasse hielt plötzlich ein Pick-up, der uns einen „ride“ zurück nach Tanah Rata angeboten hat – super entspannt hier! Kurze Zeit später saßen wir im Auto eines malaysischen Farmers der auf dem Weg zu seiner Erdbeerfarm war.

Wie fast alle Gespäche begann auch dieses mit „What happend with Germany? no soccer…“ Ja, no soccer anymore in Germany! Die WM war ohnehin so weit entfernt, wie wir von Bremen weg und das ist auch verdammt gut so…

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