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Jakarta

Bevor wir in Indonesiens Hauptstadt auf Java ankommen, hören wir dies über Jakarta: Millionenstadt, Lärm, Smog. Wir haben uns direkt für eine Woche hier einquartiert. Mal schauen, ob das die richtige Entscheidung war…

Kulturschock Jakarta

Am Dienstagabend kommen wir am internationalen Flughafen Soekarno-Hatta an. Ein Grab-Taxi (Grab ist das asiatische Pendant zu Uber) ist schnell gefunden und dann kämpft sich unser Fahrer durch die Rush Hour der Metropole. Wir fahren vorbei an Garküchen und kommen an eine Kreuzung, auf der ein normal gekleideter Mann steht und den Verkehr regelt. Unser Fahrer spricht kurz mit dem selbst ernannten Verkehrspolizisten. Wir fragen ihn, was der Mann macht. Er regelt einerseits den Verkehr und man kann ihn fragen, wie lange man aktuell braucht, wenn man in diese oder jene Richtung fahren will. Der Mann ist quasi ein lebendiges Navigationsgerät. Woher der Navigator seine Verkehrsinfos bekommt ist uns allerdings ein Rätsel.

Inzwischen ist es stockdunkel draußen. Statt der geschätzten einen Stunde brauchen wir zwei Stunden bis zu unserer Unterkunft. Als wir aussteigen umhüllen uns sofort eine Mischung aus Abgasen und ein unglaublicher Geräuschpegel. Der Lärm kommt gefühlt aus allen Richtungen gleichzeitig. Bei genauerem Hinhören können wir unterscheiden zwischen dem allgemeinen Verkehrslärm, den Gesängen der Muezzine aus den umliegenden Moscheen und den Durchsagen vom Bahnhof gegenüber. Wir schauen uns ungläubig an und wundern uns, wo wir hier gelandet sind. In der Wohnung angekommen erklärt unsere Vermieterin, dass hier gerade das islamische Opferfest gefeiert wird und morgen der letzte Tag ist. Deshalb wird in sämtlichen Moscheen der Stadt gerade ununterbrochen gesungen. Und das ohne Pause bis zum nächsten Vormittag! Am Vormittag werden dann in den Moscheen Tiere geopfert.

Eid al-Adha = Islamisches Opferfest

An diesem Feiertag gedenken die Muslime der Bereitschaft Ibrahims, seinen Sohn für Gott zu opfern. In der Überlieferung opferten Ibrahim und sein Sohn dann aus Dankbarkeit einen Widder. Das Opferfest gehört zu den bedeutendsten Festen im Islam und dauert vier Tage. Heute werden in der Tradition Tiere wie Kühe oder Ziegen geopfert.

Wow. Wir bekommen hier also gerade die volle Ladung Kultur geliefert. Die Nacht war dann mal so gar nicht erholsam. Kein Wunder, wenn jede Moschee ihren eigenen Muezzin hat, der die Gemeinde mit Gesängen versorgt. Und das tatsächlich ununterbrochen die ganze Nacht hindurch! Allein auf den ersten Blick können wir von unserem Balkon schon zwölf Moscheen sehen. Das singende Durcheinander könnt ihr eventuell erahnen?

jakarta_indonesia Am Vormittag gehen wir auf Entdeckungstour in der Nachbarschaft. Von weitem erkennen wir eine Menschenmenge, die die gesamte Straße ausfüllt. Als wir näher kommen wird klar, dass in und vor der Moschee das Opferfest begangen wird. Tatsächlich wurden wohl gerade einige Kühe und Ziegen geschlachtet. Einige Männer sind jetzt dabei, die toten Tiere zu häuten und zu zerlegen. Drumherum stehen viele Anwohner mit ihren Kindern und schauen zu. Es herrscht eine ausgelassene und fröhliche Stimmung.

Dann spricht uns eine junge Frau an. Sie fragt, wo wir herkommen und wir kommen mit ihr ins Gespräch. Sie heißt Eka und wohnt in dieser Straße. Eka kann uns ein paar unserer Fragen beantworten und uns diesen Tag erklären. Es ist ein nationaler Feiertag , der im Kreis der Familie gefeiert wird. Oft tun sich mehrere Familien zusammen um gemeinsam eine Ziege oder Kuh als Opfergabe zu haben. Nach dem Schlachten wird das Fleisch für die später stattfindenden Familienessen vorbereitet. Ein Teil davon wird traditionell den Armen gegeben. Insgesamt ist es ein Tag, an dem sich auch die größere Verwandtschaft gegenseitig besucht und an dem der Verstorbenen gedacht wird.
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Wegen dem Opferfest sind wir etwas zwiegespalten. Das Schächten der Tiere ist etwas, was wir nicht befürworten. Wir sind zwar keine Vegetarier, aber der Meinung, wenn ein Tier für eine Mahlzeit sterben muss, dass dies möglichst schonend geschehen soll. Ja, „schonend töten“ ist definitiv auch ein Widerspruch! Allerdings würde diese Diskussion wohl den Rahmen sprengen. Wir wollen gar nicht das Opferfest kritisieren. Das Schächten stellt nur einen Teil davon dar. Es ist für uns etwas ganz Fremdes und Neues, dass wir hier kennenlernen. Letztlich sind wir froh, dass wir das Töten der Tiere nicht gesehen haben. Und wir sind dankbar für die Offenheit und Herzlichkeit, mit der wir hier von den Menschen empfangen wurden.

Sightseeing in der Hauptstadt

Als wir Jakarta und Sightseeing googlen bekommen wir für uns kaum passende Ergebnisse. Bei Freizeitparks und Museen machen wir nicht gerade Freudensprünge. Aber gut, geben wir dieser Stadt eine Chance. Wir machen uns auf den Weg in die Innenstadt. Das klappt super, denn wir wohnen ja fast im Bahnhof. Also einmal über die Kreuzung und wir lassen uns von der netten Frau die Tickets erklären. Entweder fahren wir mit dem Single Ticket oder dem Multi Ticket. Eigentlich logisch. Single Ticket = einfache Fahrt. Multi Ticket = wiederaufladbare Fahrkarte für diverse Fahrten so lange genug Guthaben drauf ist. Aaaaaber…. mit dem Single Ticket können wir direkt schon zwei Fahrten kaufen. Perfekt. So können wir es auch für den Rückweg nutzen.

jakarta_indonesia Am großen Bahnhof Jakarta Kota angekommen strömen wir mit all den anderen Menschen den Ausgängen entgegen. Dann schlendern wir Richtung Norden und landen auf dem Fatahillah Square. Um diesen zentralen Platz sind diverse Museen angeordnet. Und die Maskottchen der gerade stattfindenden Asian Games treffen wir hier auch. Unsere Offline Karte im Handy führt uns zur alten Zugbrücke. Die ist ein Überbleibsel aus der Kolonialzeit der Niederländer. Tatsächlich lernen wir gleich noch etwas mehr über Indonesien als wir dachten.

Auf einem kleinen Platz sprechen uns drei Teenager an und möchten ein Foto mit uns machen. Okay, warum nicht. Die Kids strahlen. Sie sollen für die Schule Interviews auf englisch machen. Wir haben ja Zeit. Und nun arbeiten die drei ihren Fragebogen an uns ab. Dabei geht es um den Kolonialismus in Indonesien. Wir lernen von den Schülern, dass Indonesien etwa 500 Jahre lang unter der Herrschaft von verschiedenen Kolonialmächten stand. Seine Unabhängigkeit hat der Inselstaat erst im Jahr 1945 erlangt.

Der viele Verkehr und die verbrauchte Luft schaffen uns. Wir suchen uns ein gemütliches Café für eine Partie Backgammon und leckeren Kaffee. Eigentlich wollen wir noch zur Istiqlal Moschee (die zweitgrößte Moschee der Welt) und dem Monas Tower (das Nationaldenkmal). Eigentlich… Nach auf große-Bauwerke-und-Säulen-anschauen fühlen wir uns irgendwie gerade nicht. Ihr könnt uns jetzt Kulturbanausen nennen. Es ist uns egal. Wir möchten jetzt zurück in unser aktuelles Heim und noch eine Runde im Pool schwimmen.

Am Blog arbeiten und schwimmen gehen

Dass Jakarta einfach riesig ist, war klar. Mit einem Ballungsgebiet von etwa 30 Millionen Menschen! Wie in jeder Großstadt gibt es überall Stadtteile, die ihre eigene Struktur haben. Du kannst also deine Zeit in einem einzigen Stadtviertel verbringen ohne irgendetwas zu vermissen. Wir wohnen im Stadtteil Kalibata. Hier gibt es einerseits jakarta_indonesia große Malls und andererseits kleine mobile Garküchen am Straßenrand. Es gibt ganze Straßenblöcke, die wie kleine Städte aufgebaut sind. Am Besten gefallen uns die Garküchen direkt an der Straße. In den sogenannten Warungs gibt es allerlei frittiertes Essen – deftig oder süß – und klassisch verschiedene Reisgerichte.

Die meiste Zeit verbringen wir nun in der kleinen Einzimmerwohnung im neunten Stock und arbeiten an unserem Blog. Das war auch unser Masterplan für Jakarta. Denn da waren noch einige Beiträge, die wir hier im Blog nachreichen wollen. Außerdem beschäftigen wir uns mit unseren zukünftigen Reisezielen und was es hier auf Java noch zu entdecken gibt. Und für die Zerstreuung zwischendurch nutzen wir den Pool der Wohnanlage. Fast ist es unser privates Schwimmbad. Egal zu welcher Tageszeit wir schwimmen gehen, fast immer sind wir die einzigen im Becken. Toll!
FAZIT:

Wir waren zu lange hier. Jakarta war uns persönlich zu laut, zu voll und zu viel Smog. Für uns haben sich die Vorurteile gegenüber dieser Stadt leider bestätigt. Vielleicht gibt es hier einige Ecken, die schön sind. Nur haben wir die nicht entdeckt. Uns liegen kleinere Städtchen vielleicht mehr…?

Wart ihr schon mal hier? Wie sind eure Erfahrungen? Seid ihr pro oder contra Jakarta?

1 Kommentar zu „Jakarta“

  1. Pingback: Yogya: kulturelles Zentrum von Java | wir woanders

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