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Roadtrip NZ – von Kanus und Gletschern

Hach, da geht doch die Sonne auf. Nicht nur in unserem Herzen, sondern auch in Wirklichkeit. Nachdem wir nun Wanaka verlassen haben und über den Lindis Pass gefahren sind. Haben wir auch endlich den Regen hinter uns gelassen. Lake Pukaki ist das Ziel. Der milchige, aber tiefblaue Gletschersee ist für Ilka und Helge ein absolut besonderer Ort. Hier haben wir vor fünf Jahren zauberhafte Momente verbracht. Den Tipp für den einsamen Stellplatz direkt am See haben wir von einem deutschen Pärchen erhalten, die wir damals am Aoraki / Mount Cook kennengelernt haben. Es gibt zahlreiche Plätze an denen man seinen Camper parken kann. Achtet nur darauf, dass eben kein Verbotsschild aufgestellt wurde
Mitten im Nirgendwo und in etwa gegenüber vom bekannten Peters Lookout befindet sich dieser Rückzugsort. Es war, als kommen wir nach Hause. Auch wenn sich das ein oder andere verändert hat. Bäume wurden abgeholzt oder sind einem kräftigen Sturm zum Opfer gefallen. Die Holzreste liegen aufgetürmt am Rand des Sees und warten darauf, dass sie jemand abholt. Die Kombination aus dem tiefblauen Gletschersee und der majestätischen Bergkulisse im Hintergrund ist jedoch unverändert und kann mit Worten wahrlich schwer beschrieben werden. Die türkis-blaue Farbe kommt im Übrigen vom sogenannten Gletschermehl. Dies ist ein feiner Abrieb den Gletscher aus dem Urgestein der Südlichen Alpen heraushobeln und über in die Gletscherflüsse in den Lake Pukaki und Takapo schwemmen. Einfallendes Sonnenlicht lässt das Wasser dann türkis erscheinen. Die Intensität verändert sich in abhängigkeit von Wolken und Sonneneinstrahlung.
Top of Aoraki Hier haben wir uns zwei Nächte aufgehalten und in schönen Erinnerungen geschwelgt und die Umgebung erkundet. Mal ein Buch in die Hand genommen und einfach nur die Natur genossen. Das Verrückte ist, dass sich durch die Sonneneinstrahlung die Farbe des Sees ständig verändert. Wenn man dann noch in Richtung Aoraki schaut und die Berge sich im See spiegeln kann man einfach nur seufzen.
Apropos Aoraki oder Mount Cook:

Der Mount Cook National Park

Früh am Morgen verlassen wir unseren Platz am Lake Pukaki. Ziel Aoraki/Mt. Cook.

Nach Maori Mythologie war Aoraki ein kleiner Junge, Ao-Raki die Wolke im Himmel. Zusammen mit seinen drei Brüdern und seinem Vater Rangi (der Himmel-Vater) waren sie in einem Kanu (Te Waka) auf einer Reise um die Papatūānuku, die Mutter Erde wobei ihr Kanu gestrandet und umgekippt ist. Aoraki und seine Brüder stiegen auf die Oberseite des Kanus. Der Südwind fror sie jedoch ein und verwandelte sie zu Stein. Ihr Kanu wurde zur Südinsel (Te Waka o Aoraki ist der älteste Name für die Südinsel) und Aoraki, der der größte der Brüder war, wird heute als der majestätische Aoraki / Mount Cook mit den Südalpen als seinen Brüdern und anderen Mitgliedern angesehen.
Die Gegend am Aoraki/Mount Cook hat natürlich einiges an Wanderungen zu bieten. Angefangen mit kurzen Walks bis hin zu Mehrtagestouren. Vor fünf Jahren sind wir den wohl populärsten Track gegangen:

Der Hooker Valley Track. Hierbei geht man durch das Gletscher-Tal über zwei Hängebrücken bis hin zum Hooker Lake. Ein Gletschersee, von dem aus man einen prächtigen Blick auf den Mount Cook hat. Für diese Tour sollte man ca. 3 Stunden einplanen.
Wie wir schon während unseres Roadtrips erfahren haben, ist eine der Hängebrücken durch eine Schlammlawine in Mitleidenschaft gezogen worden und daher gesperrt. Die Alternative ist für viele der Weg zum Kea Point!

Entsprechend voller wird es dort werden. Dieser Weg schlängelt sich gemächlich durch Gras- und Buschlandschaften bis zu den Gletschermoränen des Mueller Gletscher und führt unter anderem durch eine Landschaft, die 1913 durch einen Bergstrom entstand, der sich seinen Weg vom Gletscher herunter zum ursprünglichen Standort des Hermitage Hotels bahnte und das Gebäude beschädigte. Der Weg endet an einer Aussichtsplattform von der man einen atemberaubenden Blick auf Mount Sefton und The Footstool, Hooker Valley, den Mueller Glacier See und Aoraki/Mount Cook hat.

Das Hermitage Hotel

Das Bergdorf Mount Cook Village ist seit den späten 19. Jahrhundert Basislager für Alpenerkundungen und Gipelstürmer. Der Mount Cook wurde von hier aus im Jahr 1894 erstmals erklommen. Bereits 10 Jahre zuvor hat hier die erste Unterkunft geöffnet: Das „Ur“-Hermitage Hotel. Doch 1913 wurde dieses erste Hermitage-Hotel von dem Hooker River weggespült. Im Jahr darauf entstand ein Neubau in höherer Lage. Genau hier steht heute nun die dritte und bereits mehrfach erweiterte Ausgabe des Traditionshotels. Sämtliche Zimmer bieten einen Panoramablick auf den Aoraki/Mount Cook, die Zimmerpreise steigen mit der Höhe der Etagen. Sollte das Wetter zu schlecht sein, ermöglicht das Multimediakino ein digitales Mount Cook-Erlebnis. Hier im Sir Edmund Hilary Alpine Center gibt es neben dem Kino auch ein Planetarium-Programm, sowie eine Ausstellung über die Alpen und die neuseeländische Bergsteigerlegende Edmund Hillary, Verzeihung Sir Hillary natürlich. Denn genau dieser hat im Mai 1953 als erster Neuseeländer den Mount Everst bestiegen!

Irgendwie war uns der Weg zum Kea Point nicht genug, wir wollten noch höher hinauf zum Sealy Tarns und dieser Weg beginnt kurz vor dem Kea Point. Der Weg zum Sealy Tarns wird auch stairway to heaven genannt und wir merken sofort warum: Sage und schreibe 2200 Stufen führen zu dem Süßwassersee, dem „Tarn“, wenige Schritte entfernt bietet sich ein unglaubliches Panorama rund um den Aoraki und das Hooker Valley. Die Strecke ist zum Teil sehr steil und hat einen Höhenunterschied von 600m. Wenn Ihr mehr über die Wandermöglichkeiten im Mount Cook Nationalpark erfahren möchtet bietet das DOC eine perfekte Grundlage. Auf dieser Seite findet ihr Wettervorhersagen und aktuelle Streckeninformationen
Wir suchen uns auf einem der Felsen einen schönen Platz und machen erst einmal eine zünftige Brotzeit, zusammen mit Backgammon und dem fantastischen Ausblick in der Sonne.

Trennung in den Bergen

way to mueller hut Nach der mittäglichen Stärkung entscheidet Helge sich noch den Weg in Richtung Mueller Hut zu wandern. Die komplette Mueller Hut Route ist allerdings zeitlich nicht mehr machbar. Denn von der Sealy Tarn Ebene benötigt man noch mindestens drei Stunden um zur Mueller Hütte zu gelangen und es ist bereits 14 Uhr. Ab hier ist dies keine befestigte Strecke mehr, sondern eine alpine Route. Teile der Strecke sind ziemlich steinig und es geht im Zick-Zack durch alpines Gestrüpp, Kräuterfelder und Büschel zu einem großen Felsfeld. Von hier steigt die Route über einen lockeren Schotterhang (Geröll) von ca. 50 Metern bis zum sogenannten Eisgrat, dieser Kamm führt dann direkt zu der Mueller Hütte. Und genau hier war es Zeit umzudrehen.
Aber bevor es wieder ins Tal hinab geht, genieße ich die einsame Ruhe auf einem Plateau mit Blick über die neuseeländischen Alpen. Der Weg zurück ins Tal ist sehr „geröllig“ und man muss aufpassen nicht die Kontrolle zu verlieren. Die 2200 Stufen hinab sind dann auch kein Geschenk. Zurück im Tal bei Bronto erwartet mich die Ilka in der Sonne sitzend.
Die Nacht wird eisig kalt, bei nahezu Vollmond. Was eher nicht die besten Voraussetzungen für Sternenfotografie ist. Allerdings hilft gegen die Kälte ein heißer Tee und das helle Mondlicht verschwindet bald hinter den hohen Berggipfeln. Bald stehen Ilka & Helge in Dunkelheit mit Stativ und Kamera. Die Stille, die ab und zu von dem Grollen der abgehenden Lawinen unterbrochen wird, gepaart mit dem fantastischen Sternenzelt geben eine unglaubliche Szenerie. Hier oben herrscht so gut wie kein elektronisches Licht, dadurch wirkt das Himmelszelt um einiges intensiver.
Im Mt. Cook Nationalpark findet sich das historische Bildnis der Freda Du Faur. Die Australische Bergsteigerin hat im Jahr 1910 als erste Frau den Aoraki erklommen. Da Ilka ja auch über ähnliche Qualitäten verfügt, hat sie schon mal die richtige Pose geübt…
Am nächsten Morgen gehen wir noch bis zur ersten Hängebrücke des Hooker Valley Tracks und genießen die Gletscherwelt. Es zieht langsam zu und wir machen uns wieder auf den Weg ins Tal, zum Lake Pukaki mit Weiterfahrt nach Tekapo

Auf nach Tekapo...und in die Werkstatt

Der Lake Tekapo befindet sich ziemlich genau im Zentrum der Südinsel, genauer im Mackenzie Basin. Die Region rund um den Gletschersee ist sehr dünn besiedelt. Hier steht ganz klar die Natur im Fokus, obwohl wir festgestellt haben, dass in Tekapo viele neue Ferienhäuser entstehen und sich in ein wahres Touristendorf entwickelt hat. Tekapo selbst ist der einzige Ort am gleichnamigen See. Obwohl Tekapo offiziell nur ein paar Hundert Einwohner hat, ist in der Hochsaison im Zentrum Einiges los. Tekapo soll wohl immer beliebter werden und das können wir ebenfalls bestätigen.
Aber keine Sorge: Tekapo ist immer noch ein beschauliches Plätzchen – vor allem, wenn man es mit Queenstown vergleicht. Wie schon am Mount Cook herauszulesen ist, lieben wir die Sternenfotografie. In Tekapo gibt es das Mount John Observatory und das dazugehörige Astro Café, beide liegen an der südlichen Westseite des Lake Tekapos und sind über eine mautpflichtige (!) Straße zu erreichen. Alternativ kannst du den Mount John auch zu Fuß erklimmen. Startpunkt des Tracks („Mount John Summin Circuit Track“) ist der Tekapo Springs Complex. Leider haben wir das Observatory nicht besucht. Zum einen war es ziemlich gut besucht (große chinesiche Busse), so dass der Aufenthalt zu lange gedauert hätte, denn der gute Bronto hatte ja wieder Wehwehchen und hatte einen Termin in der Tekapo Werkstatt…

Echt schade! Aber bevor wir ohne Frischwasser fahren, war wichtiger den Frischwaser-Tank prüfen zu lassen. Wie es dann auch so mit Werkstätten ist, zieht sich so eine Untersuchung zeitlich hinaus. Aber zum Glück konnte uns geholfen werden. Freie Fahrt für Bronto!

Der gute Hirte von Tekapo

Danach ging es zu einem der Wahrzeichen und Touristenmagneten von Tekapo: Die Kirche des Guten Hirten oder bekannter als Curch of the Good Shepherd. Die Kirche am Ufer des Lake Tekapo inmitten der natürlichen Schönheit des Sees und der Berge wurde zu Ehren Gottes und als Denkmal für die Pioniere des Mackenzie-Landes erbaut. Die Türen sind immer geöffnet und jeder Gast ist willkommen diese zu besuchen, oder auch an den Gottesdiensten teilzunehmen. Wenn man besonderes Glück hat, kann man auch bei einer Hochzeit dabei sein. Die Kirche bietet auch in Zusammenarbeit mit dem Observatorium an einer Sternen-Fotografie Nacht teilzunehmen. Bei Interesse schaut doch einfach mal auf dieser Homepage nach.

Wanderung im Rakaia Gorge und Übernachtung im Whitecliffs Domain

Die Rakaia Gorge ist wie der Name schon sagt eine Schlucht direkt am Rakaia River. Die „Inland Scenic Route“ führt uns zunächst aus Tekapo über den State Highway 79 nach Geraldine und dann weiter über SH 73 und 77. Diese Strecke bringt uns direkt an der beeindruckenden Rakaia Gorge vorbei. Zeit für die nächste Wanderung: „Rakaia Gorge Walkway“ ein Rundwanderweg mit ungefähr 8 Kilometer. Diese Wanderung beginnt an der State Highway 72 Inland Scenic Route, am nördlichen Ufer des Rakaia Rivers, stromaufwärts von der Rakaia Gorge Bridge, die ebenfalls ganz hübsch anzuschauen ist.
Wer keine Lust auf Wanderungen hat, kann auch eine Jetboat-Tour buchen die dann mit lauten Getöse durch die Schluchten führt. Dies ist aber nicht ganz unser Fall. Daher Wanderschuhe an, Wasser & Ilka eingepackt und los geht’s. Wie bei vielen Wanderungen in Neuseeland führt auch dieser, zum Teil über privates Farmland. Dass grasende Tiere nicht gestört werden sollen, versteht sich von selbst. Jedoch sollte man sich auch nicht scheuen, die Tiere (Schafe & Kühe) lieb wegzuscheuchen. Meistens tun die „Tierchens“ dies eh von selbst.
Das türkisfarbene Wasser des Rakaia River ist faszinierend, das Ufer besteht aus einer riesigen Ansammlung an grauen Kieselsteinen und die Klippen & Felsen sowie Hügel und Berge geben entlang des Rakaia Rivers ein wunderschönes Panorama ab, insbesondere der allgegenwärtige Mount Hutt. Die geologischen Strukturen, insbesondere der Lavaströme sind zum Teil sehr gut zu erkennen. Zunächst gehen wir durch dichte Wälder und nach gut einer Dreiviertelstunde erreichen wir den ersten Lookout. Entweder kann man nun umdrehen oder weiter wandern in Richtung der alten Kohlemine über unbefestigte Wege, die leicht schlammig und rutschig sind. Hier und da stoppen wir für ein Foto. Der Wald wird immer dichter und der Boden immer feuchter, über diverse Bäche. Kurz vor dem nächsten Aussichtspunkt stehen wir allerdings vor einem unüberwindbaren Hindernis: Der komplette Weg ist über 10m in den Abgrund geschwemmt worden. Wir kraxeln noch in die Bäume um nach einer Alternativen zu schauen, aber es kein Durchkommen! Der komplette Weg ist unpassierbar geworden und zum Teil mehr als 20m in Richtung Schlucht hinabgesaust.
Somit heißt es für uns, exakt den gleichen Weg zurück! Etwas enttäuscht setzten wir uns auf die nächste Bank und genießen unseren Bagel mit herrlicher Aussicht bevor es zurück zu Bronto geht. Mit unserem Freund auf vier Rädern fahren wir weiter auf dem SH77. In Glentunnel verlassen wir den State-Highway und finden eine Oase am Selwyn-River. Der Whitecliff-Domain Campingplatz ist eine freedom-Campingsite die vor kurzem mit einem gefliestem (!!!) Plumsklo aufwarten kann. Ernsthaft, nirgendwo in Neuseeland haben wir so ein shiny-Plumsklo aufgefunden.

Rentner-Party am Whitecliffs Domain

Bronto at Whitecliffs Domain Schnell finden wir Kontakt zu unseren Kiwi-Nachbarn die uns spontan zum Sundowner-Wein und sehr angenehmen Plausch einladen. Hierbei erfahren wir, dass am morgigen Sonntag eine Wohnmobil-Rally des NZMCA, der New Zealand Motor Caravan Assoociation stattfindet. Die drei rüstigen Rentner-Ehepaare erzählen uns auch stolz, dass die neue Regierung wieder mehr Budget für die Kommunen freigibt um den Kiwis ihr liebstes Hobby (das Campen) angenehmer zu gestalten. Denn der hohe Ansturm der Touristen hat unter anderem den Nachteil, dass zum einen Campingplätze immer teurer werden und vor allem der Platz geringer wird. Von Toiletten und anderen Annehmlichkeiten ganz zu schweigen. Das NZMCA hat ebenfalls hierauf reagiert und versucht eigene Camping-Domains zu kreieren, die ausschließlich den Mitgliedern zur Verfügung stehen sollen.
Ein angenehmer Abend geht bei herrlichen Sonnenschein zu Ende. Morgen geht’s weiter und wir freuen uns drauf…

Welche Wanderungen habt ihr am Mount Cook unternommen und konntet ihr den Rakaia Gorge Walkway zu Ende laufen? Habt Ihr Fragen oder Anregungen? Her damit, wir freuen uns von Euch zu lesen!

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