Nach unserem halben Hahn Abendessen in Huaraz sammeln wir unser Gepäck in unserem Hostel Casa de Ana ein und gehen etwa fünf Minuten zu Fuß Busbahnhof um mit einem Nachtbus nach Trujillo zu fahren. Dabei ist Trujillo gar nicht unser Reiseziel, sondern Chachapoyas. Es gibt leider keine direkten Busverbindungen von Huaraz nach Chachapoyas. Also machen wir einen Zwischenstopp in Trujillo um dort am Busbahnhof den Bus zu wechseln. Da wir einige Stunden Zeit haben bis wir in den nächsten Bus steigen haben wir uns abgesehen von der Innenstadt von Trujilllo schon das Küstenstädtchen Huanchaco als Zeitvertreib auserkoren. Den Tipp haben wir von Juliette bekommen. Mit ihr und einigen anderen Hostel-Mitbewohnern waren wir im auf 3000 Metern hoch gelegenen Huaraz gemeinsam unterwegs.
Mit dem Nachtbus nach Trujillo
Der Nachtbus von Huaraz nach Trujillo war relativ bequem und wir konnten sogar gut schlafen. Umso enttäuschter sind wir, dass wir anstatt um 7 Uhr morgens bereits um 5:30 Uhr in Trujillo ankommen. Gerne hätten wir noch etwas weiter gedöst. Eilig haben wir es ja auch nicht, schließlich ist Trujillo für uns nur ein kleiner Zwischenstopp und unser nächster Bus fährt um 18 Uhr am gleichen Busbahnhof in Trujillo ab. Unser Plan: Rucksäcke aufgeben und die Zeit zwischen den Bussen in der Stadt zu verbringen und nicht die ganze Zeit am Busbahnhof abhängen. Leider hat um diese Uhrzeit nichts auf und das Büro vom Busunternehmen ist ebenfalls noch geschlossen. Also warten wir bis dort aufgemacht wird und wir unsere großen Rucksäcke für die nächste Busfahrt einchecken können. Das dauert noch zwei Stunden! Wenigstens verkauft ein kleiner Kiosk Kaffee und Tee…
Huanchaco - Tag am Meer
Nachdem wir unsere Rucksäcke aufgegeben haben machen wir uns auf den Weg nach Huanchaco. Der kleine Küstenort ist ruhig gelegen und 15 km von Trujillo entfernt. Hier schlendern wir zuerst am Strand entlang. Wow! Wie lange waren wir nicht mehr am Strand? Gefühlt ist es ewig her. In ganz Südamerika nicht, oder? Da waren wir tatsächlich nie direkt am Ozean. In Buenos Aires waren wir am Hafen spazieren. Aber einen Sandstrand haben wir das letzte Mal im Mai in Neuseeland betreten.
Dieser Tag ist leider ziemlich wolkenverhangen, aber die Luft riecht wunderbar salzig und das Rauschen der Wellen klingt vertraut und tut gut. Nach dem Spaziergang auf dem Pier suchen wir uns was zum Frühstücken. Groß ist die Auswahl um 9 Uhr morgens nicht. Das kleine Huanchaco wacht gerade erst auf. Fündig werden wir bei Sol Crêpes. Hier ist gibt es Crêpes mit verschiedenen Füllungen. Wir entscheiden uns für das Frühstücksmenü mit Waffeln, Rührei und Bacon. Eine sehr leckere Kombi! Dazu frischer Kaffee. Ein guter Start in den Tag und unsere Belohnung für die Fahrt im Nachtbus.
Gut gestärkt spazieren wir nochmal zum Strand und schauen den Surfern beim Wellenreiten zu und schauen uns die historischen Schilfboote genauer an. Diese Caballitos de Totora sind kleine Fischerboote, die Platz für gerade mal eine Person, dessen Ausrüstung und den Fang bieten. Diese traditionellen Boote werden seit über tausend Jahren speziell im Norden Perus für den Fischfang genutzt.
Unser Weg führt uns weiter einen kleinen Hügel hinauf zur Kirche „Virgen del Perpetuo Socorro“. Die Aussicht ist schön, wenn auch in Grautönen gehalten. Anscheinend war Papst Franziskus vor ein paar Monaten hier. Ein Banner an der Kirchenwand bezeugt stolz den hohen Besuch. Gleich unterhalb der Kirche ist eine Bushaltestelle, an der die Collectivos nach Trujillo abfahren. Perfekt.
Sightseeing in Trujillo
Im Zentrum von Trujillo angekommen schlendern wir die Calle Pizarro entlang. Allein vom Namen her ist sie uns ja direkt sympathisch wenn wir an unseren peruanischen Stürmer bei Werder Bremen denken… Der Name der kleinen Straße geht auf Francisco Pizarro zurück. Seines Zeichens Spanier und Eroberer des Inkareiches im 15. Jahrhundert. Doch nicht nur der Name gefällt uns. Die Gasse selbst ist nur Fußgängern vorbehalten und zu beiden Seiten gibt es kleine Läden und Cafés.
Nach einiger Zeit landen wir automatisch im Zentrum Trujillos: am Plaza de Armas. Hier sind wir ziemlich beeindruckt von den Fassaden der großen Gebäude um uns herum. Die Architektur ist ein Träumchen zum fotografieren. Die Kolonialzeit hat Trujillo ihren Stempel aufgedrückt. Die Kathedrale und Regierungsgebäude sind einfach nur beeindruckend. Die leuchtenden Farben, verzierten kleinen Holzbalkone und die schmiedeeisernen Fenstergitter lassen uns staunen.
Wir verbringen noch einige Zeit am Plaza de Armas, doch irgendwann wird es Zeit, dass wir wieder zum Busbahnhof fahren und uns mental auf die nächste Nachtfahrt nach Chachapoyas einstellen…
Busbahnhof Trujillo - sind wir hier richtig?
Wir erkennen den Busbahnhof von innen kaum wieder! Sind wir hier wirklich richtig? Ja… doch… es ist das gleiche Gebäude, nur viel lebendiger. Heute Morgen war hier Totentanz, fast alle Läden waren geschlossen und die paar Reisenden haben versucht zu schlafen oder saßen stumm auf ihren Sitzen. Nun ist hier Action angesagt! Sämtliche Verkaufsbuden sind geöffnet und diverse Aromen wabern durch die große Halle. Dazu ein Geräuschpegel von zig Menschen, die mit und ohne Gepäck kreuz und quer durch den Busbahnhof wuseln.
Um unser Gepäck brauchen wir uns nicht mehr kümmern und so kaufen wir bei einem Kiosk etwas heißes Wasser und nutzen unsere eigenen Teebeutel für einen frischen Tee. Budget-Traveling eben. Zwei freie Sitzplätze ergattern wir auch noch. Nach einer Partie Backgammon gehen wir zum kleinen Häuschen in der Mitte des Busbahnhofs und zahlen bei einer Frau unsere paar Soles Nutzungsgebühr des Terminals. Mit dem kleinen Bon schlendern wir zu dem Ausgang unseres Busunternehmens, gehen durch die kleine Schranke und sehen: hier ist noch einen weiterer Wartebereich versteckt. Oh Mann! Hätten wir das mal vorher gewusst. Hier gibt’s natürlich auch noch diverse Möglichkeiten sich den Bauch vollzuschlagen und außerdem einen wlan-Spot und es ist viiiiel ruhiger und gemütlicher als in der großen Halle des Busbahnhofes. Naja, nächstes Mal.
Unsere Wartezeit verlängert und verkürzt sich auf paradoxe Weise zur gleichen Zeit. Tatsächlich verlängert sich die Zeit, weil der vor uns geplante Bus nicht abfahren kann, weil sich ein kleines Drama direkt am Bus abspielt. Eine erwachsene Frau und ein kleines Mädchen stehen draußen und diskutieren mit dem Personal des Busunternehmens. Viele der anderen Passagiere im Wartebereich schauen zu. Danach zu urteilen wie sehr nun gestikuliert wird, spitzt sich die Situation wohl zu… Eine Dame neben mir bemerkt meinen fragenden Blick und sie erklärt mir, dass die Frau und das Kind nicht zusammen reisen dürfen, denn die Frau ist nicht die Mutter. In Peru gibt es ein Gesetz nach dem Kinder ausschließlich mit ihren Eltern reisen dürfen. So sollen Kindesentführungen verhindert werden, die leider immer mal wieder vorkommen. Und die Frau am Bus hat offensichtlich keinen Nachweis der Eltern dabei, dass ihr die Reise mit dem Mädchen bescheinigt bzw. erlaubt. Puh! Nach weiteren zehn Minuten kommen zwei Polizisten dazu und es wird weiter diskutiert. Etwas später fährt der Bus ohne die Frau und das Mädchen ab.
Endlich! - Mit dem Nachtbus nach Chachapoyas
Da der Bus nach Lima nun endlich abgefahren ist nimmt ein neuer Reisebus den Platz ein. Juhu! Es ist tatsächlich unser Nachtbus nach Chachapoyas. Wir sehen, wie sämtliche großen Koffer, Taschen und undefinierbaren Plastiksäcke im Gepäckfach des Busses verstaut werden. Dann werden die Passagiere aufgerufen und wir stellen uns artig an und warten sowohl unser Busticket als auch unseren Reisepass vorzuzeigen. Jetzt bekommt diese Kontrolle für uns noch einen weiteren Sinn, wo wir das mit den Kindesentführungen gehört haben.
Wir machen es uns bequem und stellen die Rückenlehnen nach hinten. 13 Stunden Busfahrt liegen mal wieder vor uns. Unser Proviant liegt bereit und wir hoffen, dass wir gut schlafen können. Tatsächlich halten wir irgendwann gegen 22 Uhr an einem Busbahnhof an wo wir uns für etwa 20 Minuten die Beine vertreten können. Für einige Passagiere endet die Reise hier, andere steigen zu. Während Passagiere und Gepäck ausgetauscht werden kommen wir mit drei Schweizern ins Gespräch. Die Jungs reisen seit kurzem durch Peru und schauen extrem verwirrt umher – sie sprechen kein Wort spanisch! Insofern sind sie recht verunsichert, was gerade passiert und warum denn alle Passagiere den Bus verlassen müssen. Wir erklären es ihnen kurz und dann geht das Gespräch in die übliche Richtung: woher kommt ihr, wo wollt ihr hin etc. In Huaraz hätten wir uns auch schon über den Weg laufen können. Da waren die drei vor zwei Tagen nämlich auch. Klein ist die Welt.
Nun dürfen wir wieder einsteigen und versuchen uns ins Lummerland davonzuträumen um dann hoffentlich direkt in Chachapoyas aufzuwachen…