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Yurimaguas

Yurimaguas – Tor zum Amazonas

Auf in den Amazonas: Vom kulturellen Chachapoyas geht es mit dem Minivan vom Terminal Terestre los nach Yurimaguas. Unser Gepäck wird fachgerecht unter einer Plane auf dem Dach verstaut. Auch ein Tisch, vier Hocker und Musikinstrumente finden einen „sicheren“ Platz. Zwischendurch halten wir bei einem kleinem Laden wo man Käse kaufen kann. Am nächsten Stopp gibt es Brötchen zu kaufen. Hätten wir das gewusst! Frisch schmeckt es ja am besten. Zwischendurch drückt ein Mann unserem Fahrer noch einen großen Briefumschlag in die Hand. Unser Fahrer ist also auch Postbote und bei uns ploppen im Gedächtnis unweigerlich die Fahrten in Asien auf. Leute steigen in anderen Orten aus oder zu.

An einer Baustelle an der Straße müssen wir kurz halten. Die Chance nutzen etwa acht Einheimische um uns Passagieren diverse Snacks zu verkaufen. Popcorn, Erdnüsse, Donuts, Zuckerrohr, Wasser oder Energy Drinks. Die kurvige Fahrt ist eine faszinierende Strecke welche nicht unterschiedlicher und abwechslungsreicher sein könnte: Chachapoyas auf 2300m Höhe in den Anden gelegen und im nördlichen Amazonas-Tiefland liegt nun das schwüle Tarapoto. Denn diese Stadt ist unser erstes Ziel. Hier wechseln wir den Minibus um nach Yurimaguas weiterzufahren. Alle Orte haben eine Sache gemeinsam: Viel Flair, wenig Tourismus!

Unterschiedliche Flora und Fauna

Circa acht Stunden Fahrt liegen vor uns um von Chachapoyas nach Tarapoto zu kommen. Im Norden, in den sogenannten Bergnebelwäldern, wachsen Kakteen und Papayabäume. Unser Bus quält sich die Serpentinen der Anden hoch und wieder hinab. Es wird grauer und schwüler. Klimaanlage? Fehlanzeige. Auch das Outfit der Menschen ändert sich: Es werden wieder Flipflops und Shorts getragen. Das ist das Faszinierende an Peru: Der Wechsel der Klimazonen innerhalb von kurzer Zeit. Die Landschaft, die wir auf den 500 Kilometern gesehen haben, ist mit nichts zu vergleichen: von den kahlen Bergen bis zum tropisch-dampfenden Regenwald war alles dabei. Wahnsinn!

Tarapoto – Tiefland des Amazonas

Tarapoto ist mit 100.000 Einwohnern quasi das Tor in den Regenwald Perus. Die „Stadt der Palmen“ heißt es bei den Peruanern. Viel sehen werden wir außer dem Busterminal nicht, denn unser Collectivo Yurimaguas Minibus nach Yurimaguas wird innerhalb den nächsten zwei Stunden hier abfahren. So ist jedenfalls der Plan.

Wie immer herrscht auch hier ein geschäftiges Gewusel an Menschen, die entweder ihr Dienste anbieten wollen oder auf der Durchreise sind, so wie wir. Nachdem wir uns vergewissert haben, dass zum einen das Collectivo heute noch abfährt, decken wir uns mit Wasser und Empanadas ein. Diese verzehren wir gleich hier am Terminal de Terestre Muncipal. Der Minibus wird gepackt und wir zwei sehen zu, dass wir uns vorne unsere Plätze sichern. Die Hitze und Schwüle die uns nun entgegenschlagen machen uns langsam zu schaffen.

Nach kurzer Zeit geht es dann weiter. Vor uns liegen drei Stunden Fahrt nach Yurimaguas. Wieder fahren wir durch dichte Wälder. Der Unterschied ist, dass wir jetzt Flüsse sehen und es immer schwüler wird. Am frühen Abend erreichen wir endlich Yurimagus. Die kleine Stadt am Fluss Huallaga. Wir suchen uns eine Autorikscha (Tuk Tuk) um zum Hostel zu gelangen!

Willkommen in Yurimaguas

Es ist unheimlich grün hier. Und es ist heiß und schwül! Den ganzen Tag haben wir in Minivans verbracht und sind entsprechend k.o. Unser Tuktuk-Fahrer bietet uns schon diverse Touren an und würde uns am liebsten für die nächste Woche komplett verplanen. Zunächst beschäftigt uns aber die Antwort auf die Frage, ob und wann die Frachtschiffe nach Iquitos fahren und ob wir als Passagiere mitfahren dürfen.

Der Fahrer des TukTuks ist super nett, kann uns aber auch nicht wirklich weiterhelfen. Er sagt uns aber, dass unser Hostel ja direkt am Hafen liegt und wir dort bestimmt mehr Erfolg haben werden. Er empfiehlt uns den Info-Schalter von Eduardo. Dies ist das Transportunternehmen, das beide Möglichkeiten anbietet, sprich: Schnellboot und Frachtschiff. Dazu später mehr.

Mittlerweile ist es dunkel und wir beziehen unser Zimmer im Hostel. Das Hospedaje Victor Manuel liegt direkt am Fluss am Hafen. Ein beliebter Platz für gefühlt sämtliche TukTuk-Fahrer der Stadt. Hier ist immer was los, leider zu unserem Nachteil, denn in unserem Zimmer ist es dadurch recht laut. Egal! Kurz auffrischen und nach etwas Essbaren schauen. Nach viel Gelaufe ist uns nach der 13-stündigen Fahrt eh nicht. Also suchen wir den ersten Streetfood Stand auf und lernen die peruanische Reisbombe kennen. Der Reis ist mit verschiedenen Kräutern gewürzt, wahlweise mit Hühnchen und wird in einem Palmenblatt gegart. Macht satt, ist lecker und günstig! Zack – ab ins Bett, mit Ohropax!

Das verschlafen, hektische Yurimaguas – Hafen nach Iquitos

Ok, etwas widersprüchlich. Doch passt diese Überschrift um Yurimaguas zu charakterisieren. Hier dreht sich alles darum um zum Amazonas zu gelangen. Bevor wir aber tiefer in das Naturreservat vordringen, erkunden wir die kleine Stadt Yurimaguas. Wir schlendern zum Hauptplatz mit seiner hübschen weißen Kirche, Catedral de Yurimaguas, in der gefühlt alle zwei Stunden ein Gottesdienst stattfindet und entscheiden uns in ein kleines Café für ein Frühstück einzukehren. Die Innenstadt selbst ist ganz nett und der zentrale Platz schön begrünt mit vielen Sitzbänken. Zeit für den mercado central, hier wird es wuselig und es gibt alles von Obst und Gemüse bis zur Hängematte oder Fernbedienung.

Was uns hier besonders freut: das Klima! Nachdem wir im Rest von Peru nachts eher gefröstelt haben sind wir nun wieder in den Tropen angekommen. Endlich können wir wieder in Flipflops durch die Gegend schlendern! Die Luft ist feucht und die Temperaturen liegen bei über 30°C. Nachts sinken sie auf minimal 23 Grad. Die Umstellung ist etwas anstrengend, aber wir freuen uns darüber, mal ganz abgesehen von den Mücken, die hier leider allgegenwärtig sind und traumhafte Bedingungen vorfinden. In unserem Zimmer steht ein Ventilator, den wir auf unserer Reise durch Südamerika tatsächlich das erste Mal wirklich brauchen. Und dann entdecken wir noch eine Ähnlichkeit zu Asien: Kokosnüsse. Juhu! Wir kaufen uns eine am Straßenrand bei einem alten Mann mit seinem Wägelchen und trinken sie genüsslich aus. Hach, es sind die kleinen Dinge des Lebens, die uns sehr glücklich machen.

Noch besser wird es in kulinarischer Hinsicht: Am Abend genießen wir das Streetfood in Yurimaguas. Wir haben Glück, dass es in der Stadt gerade jetzt so viele Stände mit Streetfood gibt. Es findet nämlich ein Streetfood Festival statt. Dafür sind einige Straßen oder Kreuzungen für den Verkehr gesperrt wo nun provisorische Tresen, Tische und Stühle aufgebaut sind. Unsere Wahl fällt auf einen Teller mit gegrilltem Schweinefleisch mit Kartoffeln und gegrillter Banane. Dazu gibt es eine Zwiebelsauce. Ziemlich lecker! Eine weitere Reisbombe probieren wir auch noch…yummy!

Viel gibt es in Yurimaguas nicht zu sehen. Hier steht alles im Zeichen des Schiffsverkehrs. Von hier gelangen sämtliche Waren und Passagiere über den Fluss in die Amazonas Region. Wir wollen auch zum Amazonas. Genauer gesagt nach Iquitos. Um dorthin zu kommen gibt es von Yurimaguas aus zwei Möglichkeiten: Minimum drei Tage mit dem Frachtschiff oder etwa 12 Stunden mit dem Schnellboot.

Auf der Suche nach dem Frachtschiff nach Iquitos

Etwas komplexer ist es herauszufinden, wann besagte Frachtschiffe ab Yurimagus nach Iquitos fahren. Teilweise hören wir von Einheimischen, dass es die Frachtschiffe immer noch gibt und man auch mitfahren kann. Wenn es allerdings darum geht, wann diese Schiffe ablegen wird es schwierig. Alle sagen uns, dass es nie sicher ist, wann ein Schiff startet, weil es darauf ankommt, wann die Fracht komplett ist. Das kann manchmal mehrere Tage dauern. Ein anderer erzählt uns, dass die Frachtschiffe manchmal länger als drei Tage brauchen um überhaupt los zu fahren, weil sie unterwegs manchmal auf Grund laufen oder einfach länger anhalten als geplant und somit kann so eine Fahrt auch gerne eine Woche dauern. Aber warum ist es so schwierig nach Iquitos zu gelangen?

Um genau zu sein handelt es sich um die größte Stadt der Welt, die ausschließlich per Flugzeug oder per Schiff zu erreichen ist! Alle Dinge des täglichen Bedarfs und darüber hinaus müssen also dorthin geschippert werden. Der Platzhirsch unter den Fähranbietern heißt Eduardo und betreibt eine Frachtschiff-Flotte, die auch Passagiere mitnimmt oder besser: mitgenommen hat. Denn Ende 2018 wurde der reguläre Kauf von Tickets an Touristen eingestellt und nur in Ausnahmen angeboten. Unsere Vorstellung war: gemütlich in der Hängematte liegen und auf dem Amazonas zu schippern.

Es gibt aber auch Erfahrungsberichte, die etwas kritischer mit dieser Art der Fortbewegung umgehen: Hühner, die ein Stockwerk über den Passagieren leben. Ein Konglomerat aus Hühnerstreu und Unrat rieselt dann gerne mal auf die Passagiere herab. Wie dem auch sei: Wir hatten echt Lust mit dem Frachtschiff zu fahren. Fakt ist: Einheimische werden bevorzugt behandelt, da es günstiger ist mit dem langsamen Schiff zu fahren. Über allem steht aber die Fracht und die Tiere!

Alternativ bietet Eduardo auch ein Schnellboot an!

Yurimaguas puerto Das Schnellboot fährt die Strecke nur bis nach Nauta in circa zwölf bis dreizehn Stunden. Edu-Express heißt diese Alternative und kostet € 40,- / Person, inkl. Verpflegung. Warum nur nach Nauta fragt Ihr Euch? Nun, der Wasserstand des Río Maranón schwankt erheblich und zwischen Nauta und Iquitos anscheinend noch mehr. Nauta liegt 100 Kilometer von Iquitos entfernt. Als wir direkt am Hafen La Boca in Yurimaguas nachsehen finden wir ein Schild, welches uns die letzte Hoffnung auf das Frachtschiff nimmt: keine Passagiere auf den Frachtschiffen, jedenfalls in absehbarer Zeit.

Nun gut. Unsere weitere Zeit in Peru ist leider zeitlich begrenzt, eine Verlängerung des Visums wollten wir nun nicht in Iquitos machen und in Yurimaguas geht das gar nicht. Und: Wir haben eine Dschungel-Amazonas-Tour ab Iquitos gebucht. Also nehmen wir (leider) das Schnellboot. Die Buchung funktioniert total einfach über die Internetseite von Edu-Express. Es ist wie die Buchung eines Fluges und am Ende bezahlt man mit Kreditkarte und bekommt das Ticket per E-Mail zugeschickt. Obwohl wir während der Buchung Plätze ausgewählt haben, sind auf unseren Tickets keine Sitzplätze vermerkt. Im Büro von Eduardo sagt man uns, dass wir deswegen zum Büro im Hafen gehen sollen. Dort bekommen wir unsere Sitzplätze zugewiesen und auch einen Ausdruck unserer Bordkarten für den nächsten Tag.

Party in Yurimaguas - Ilka & Helge gehen an Bord

Yurimaguas puerto Wenn einer weiß was zu einem Street Food Festival dazugehört sind es wohl die Peruaner: Das Food Festival beinhaltet auch eine große Bühne, die sich unweit von unserem Hostel befindet. Tagsüber tobte das Leben auf den Märkten in der Nähe vom Plaza de Armas, am späten Abend ab 22 Uhr wird auf der Bühne alles aufgefahren was Musik und Lärm macht. Auf der Bühne treten Bands auf und das mit einer ordentlichen Lautstärke. Eigentlich wäre das eine schöne Gelegenheit sich unters Volk zu mischen. Da wir morgen früh allerdings um 3 Uhr aufstehen müssen liegen wir um 22 Uhr im Bett. Und können nicht einschlafen…

Yurimaguas puerto Als wir uns um halb vier morgens an der Bühne vorbei unseren Weg in Richtung Hafen bahnen, ist immer noch ordentlich was los und es wird getanzt und viel getrunken. Durchhaltevermögen haben die Peruaner also. Als ersten Vorgeschmack auf das bevorstehende Abenteuer „Dschungel“ sehen wir eine Megaphobema, oder auch als Vogelspinne besser bekannt… Ilka läuft gleich ein wenig schneller. Am Büro bei Eduardo herrscht viel Betrieb, unsere großen Rucksäcke geben wir im Büro ab und lassen unser Ticket abstempeln. Das Boot wartet bereits auf uns, es ist dunkel und die ersten Passagiere sind schon wieder eingeschlafen. Die Sitze im Boot sind recht bequem (fraglich ob wir das in zwölf Stunden immer noch so sehen werden) und kurz nach dem Ablegen um 5 Uhr schlummern wir ein. Das Schaukeln und Brummen des Motors machen es uns leicht.

Irgendwann geht die Sonne auf und es wird ein kleines Frühstück serviert. Es besteht aus einem Becher Kaffee mit Milch und einem Brötchen mit Käse und Schinken. Der Kaffee ist zu Helges Enttäuschung eher Milch mit einem Schuss Kaffee und außerdem so süß, dass es ihn zusammenzucken lässt. Da dieses Getränk de facto so gar nichts mit echtem Kaffee zu tun hat, schmeckt er Ilka sogar. Also trinkt sie ihren Becher aus und sogar die Hälfte von Helge. Wer uns kennt, der weiß das dies ein SEHR ungewöhnlicher Moment ist, wenn es um Kaffee geht.

Schiffe versenken und ganz viel Dschungel

Das erste Drittel der Schifffahrt geht es den Huallaga Fluss hinunter bis kurz hinter den Ort Lagunas, wo der Huallaga in den Río Marañón mündet. Dieser ist auch der größte Quellfluss des Amazonas. Zwischendurch hält unser Boot am Ufer an kleinen Ortschaften an. Noch bevor wir anlegen macht sich eine Gruppe von Menschen am Ufer bereit um aufs Schiff zu stürmen. Sie entern quasi den Mittelgang um diverse Lebensmittel und Getränke an die Passagiere zu verkaufen: Ananas, Melone, Nüsse oder Fisch. Yurimaguas puerto Da es aber auch ein Mittagessen an Bord gibt verzichten wir dankend. Der Snack der am Mittag serviert wird besteht aus Hühnchen mit Reis, Kartoffeln und Linsen. Dazu ein Becher Cola. Warum nicht.

Klar, so eine Bootsfahrt ist eintönig und die Sitze verdienen nicht gerade das Prädikat gesunder Rücken. Aber es ist ein Abenteuer und die einzige Variante, die uns übrig blieb. Auf einen Flug wollten wir verzichten. Stundenlang schauen wir aus dem kleinen Fenster, gehen zum Heck, stellen uns raus um frische Luft zu schnappen. Tagebuch schreiben, eine kleine Siesta halten oder wir spielen zur Abwechslung mal kein Backgammon, sondern Schiffe versenken. Hehe.

Nach dreizehn Stunden erreichen wir am späten Nachmittag Nauta. Ein kleiner Fischerort, der sich zu einem Transitort entwickelt hat seitdem die Landstraße nach Iquitos vor zehn Jahren fertiggestellt wurde. Bis nach Iquitos fahren wir circa zwei Stunden. Am Hafen herrscht geschäftige Hektik: sämtliches Gepäck wird durch die kleinen Fenster des Bootes auf den Steg durchgereicht – mit Rufen und zeigen auf unsere Backpacks erhalten wir diese zurück. Während Helge sich um das Gepäck kümmert organisiert Ilka einen Tuktuk-Fahrer, der uns für 10 Sol vom Hafen zum Busterminal Nauta fährt. Eine halbe Stunde später sitzen wir im Collectivo. Auf dem Weg nach Iquitos untermalt von Musik der Band „El Lobo y la sociedad privada“. Ein ziemlich durchgegelter Typ und seine Kapelle, die im Radio ununterbrochen düdelt. Mag sein, dass es auch am langen Tag liegt – wir sind froh als wir endlich den Busterminal in Iquitos erreichen.

Im nächsten Bericht erfahrt Ihr über unser Abenteuer in Iquitos. Lest warum Gustave Eiffel und Fitzcarraldo allgegenwärtig sind und über unser "spezielles" Erlebnis auf dem Belen-Markt. Ach so, auf der Expo Amazonica waren wir auch zu Besuch...

1 Kommentar zu „Yurimaguas – Tor zum Amazonas“

  1. Pingback: Iquitos am Amazonas von Peru | Weltreise mit wir woanders

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