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Chachapoyas Titel

Chachapoyas – im Norden von Peru

Chachapoyas Unsere Nachtfahrt nach Chachapoyas ist um 7 Uhr morgens zu Ende und nun sind wir im Norden von Peru angekommen. Hier wollen wir einige Tage verbringen und viele Ausflüge in die Umgebung machen. Wasserfälle, Schluchten und auch ein sogenanntes zweites Machu Pichu soll es hier geben. Doch erstmal steigen wir verschlafen aus dem Bus, schultern unsere Rucksäcke und gehen die 600 Meter zu unserem Hostel. Es ist zwar nicht weit, aber anstrengend, weil Chachapoyas offensichtlich recht hügelig ist.

Wir haben Glück, dass wir um diese Uhrzeit schon einchecken können. Super! Oder doch nicht? Direkt gegenüber ist ein Holzhandel und zwei der Mitarbeiter sägen fleißig die Baumstämme klein. Und da liegen noch seeeehr viele Baumstämme… Ein Duett der Motorsägen. Oh Mann! Wir wollen doch einfach nur schlafen. Dann erfahren wir, dass die Gemeinschaftsküche in diesem Hostel gar nicht existiert. Die wird gerade Chachapoyas Hostal Relax erst gebaut und ist momentan eine einzige Baustelle. Argh! Wenn es schon kein Frühstück gibt, dann brauchen wir wenigstens eine Küche!

Wir fragen im Hostel zwei Blöcke weiter nach. Dort ist ein Zimmer mit eigenem Bad frei. Die Gemeinschaftsküche können wir uns ansehen und sogar Frühstück ist inklusive und der Preis ist kaum höher. Alles klar, wir wechseln sofort in das neue Hostal. Jetzt haben wir ein Zimmer ohne Motorsägen-Musik. Also erstmal ins Bett und eine Runde schlafen.

Chachapoyas - gemütliches Städtchen auf 2.335 Metern

Den Rest des Tages schlendern wir durch die kleine schnuckelige Innenstadt und orientieren uns in dem etwa 30.000 Einwohner großen Ort. Der zentrale Platz Plaza de Armas ist umrahmt von kolonialen Gebäuden und irgendwie gefällt es uns hier auf Anhieb sehr.
Bei iPeru – der Touristen Informationen in Chachapoyas – bekommen wir tolle Tipps. Die Mitarbeiter sind unglaublich gut organisiert. Wir sind total begeistert! Hier bekommen wir nicht nur ausführliche Informationen wo welche Sehenswürdigkeiten in der Umgebung sind, sondern sie erklären uns auch, welche Möglichkeiten wir haben um entweder mit einer organisierten Tour oder auf eigene Faust dorthin zu kommen und an welchen Orten die verschiedenen Busse abfahren. Sogar Nachfragen per Telefon bei einem Anbieter haben sie für uns gemacht! Wenn ihr mal in Chachapoyas seid, lasst euch dort auf jeden Fall beraten!

Am Abend besorgen wir uns im Tante-Emma-Laden gegenüber ein paar Lebensmittel und kochen Pasta im Hostel. Passt.

Tagesausflug nach Kuelap

An unserem zweiten Tag in Chachapoyas machen wir einen geführten Ausflug nach Kuelap. Kuelap ist eine historische Ausgrabungsstätte, die von den Historikern noch zeitlich vor der Inka-Zeit eingeordnet wird. Eine Prä-Inka-Stätte also. Umgangsprachlich wird es auch als nächstes Machu Picchu gehandelt.

Warum aber eine organisierte Tour? Das mögen wir doch gar nicht. Ja, timmt. Doch in diesem Fall ist der Fremdenführer die Entscheidungshilfe. Bei iPeru haben wir die Kosten verglichen, was der Ausflug über einen Tourenanbieter oder auf eigene Faust kosten würde. Der Unterschied lag bei etwa 20-30 Soles (5 bis 8 Euro) pro Person. Da wir selbst nicht wirklich historisch bewandert sind, geben wir hier gerne mehr Geld aus und haben dann hoffentlich einen Menschen dabei, der uns all die Einzelheiten dieser vergangenen Kultur erklären kann. Und so war es auch!

Da der Ausflug etwas mehr Infos enthält, findet ihr den ausführlichen Bericht über unseren Besuch in Kuelap und die Chachapoyas Kultur im nächsten Blogbeitrag.

Huancas - Cañón del Sonche

Heute sind wir wieder allein unterwegs und fahren mit dem Collectivo nach Huancas. Das kleine Örtchen ist nur 20 Autominuten von Chachapoyas entfernt. In Chachapoyas gehen wir zum Abfahrtsort des Collectivos. In einer offenen Garage steht der Kleinbus schon bereit und wird von den Mitarbeitern beladen während einige unserer Mitfahrer auf Plastikstühlen warten bis sie einsteigen dürfen. Wir zahlen für diese Fahrt 3 Soles pro Person und bekommen einen Papierschnipsel mit einer laufenden Nummer in die Hand gedrückt. Fünf Minuten später ist es so weit und wir quetschen uns alle hinein. Jeder Platz wird hier genutzt!

Die Enge im Fahrzeug ist zwar nicht sehr bequem, aber dafür kommen wir umso schneller ins Gespräch mit unseren Mitfahrern. Es sind ausschließlich Einheimische, die im Collectivo nach Huancas sitzen. Die wenigen freien Plätze werden nach einigen Fahrminuten gefüllt, weil am Straßenrand weitere Menschen winken und dann zusteigen. Irgendwann ist wirklich jeder Zentimeter im kleinen Bus belegt, zwei Passagiere stehen sogar. Deshalb fährt der Fahrer an den winkenden Menschen am Straßenrand nun auch vorbei. Sie müssen das nächste Collectivo nehmen.

In Huancas angekommen spazieren wir über den zentralen Platz des Ortes und auch gleich wieder heraus. Unser Ziel ist der Cañón del Sonche. Die Schlucht liegt gleich hinter Huancas und es gibt einen wunderbaren Aussichtspunkt um in die Schlucht zu schauen. Für ein paar Soles Eintritt können wir zum Cañón del Sonche gehen.
Wir können fast an der Felskante stehen und in die Tiefe sehen! Wahnsinn. Vom Aussichtspunkt führt ein kleiner Wanderweg immer an der Schlucht entlang und manchmal stehen wir tatsächlich nur einen Schritt vom Abgrund entfernt. Dieser Weg ist nichts für Leute mit Höhenangst. Irgendwann ist unser Wanderweg gar nicht mehr erkennbar. Wir kommen auf eine provisorische Straße, die nach ein paar Metern plötzlich wieder endet und entdecken wieder unseren Trampelpfad. Der führt irgendwann weg von der Felskante und verschwindet dann komplett… Verlaufen können wir uns hier nicht wirklich, dafür ist die Richtung klar und der Wuchs der Bäume nicht all zu hoch. Auf dem gleichen Weg wandern wir dann wieder zurück zum Aussichtspunkt und zum Marktplatz.
Am Marktplatz trifft irgendwann das nächste Collectivo ein, dass uns wieder nach Chachapoyas bringt. Irgendwie sind wir etwas enttäuscht vom heutigen Tag. Von der Schlucht hatten wir uns etwas mehr versprochen. Komisch eigentlich, weil der Blick in die Weite schon beeindruckend ist. Vielleicht waren unsere Erwartungen zu hoch? Dazu kommt, dass das graue windige Wetter die Stimmung schon etwas auf unsere Stimmung gedrückt hat. Morgen probieren wir es mal mit Wasserfällen…

Ein, zwei, drei Wasserfälle gefällig?

Der Gocta Wasserfall ist der Klassiker hier! Doch wir entscheiden uns nach einem Tipp von unserem Kuelap-Guide Peto für einen anderen Wasserfall – und eigentlich sind es sogar drei Wasserfälle. Dreimal ist Bremer Recht und so machen wir uns auf nach Pedro Ruiz um von dort nach Cuispes zu den Yumbilla Wasserfällen zu kommen. Mit dem Bus fahren wir etwa eine Stunde lang nach Norden.

Angekommen in Pedro Ruiz warten vor den Garagen des Busunternehmens bereits mehrere Tuktuk-Fahrer. Tuktuks? Gibt’s die nicht in Asien? Ja – und in Peru! Für die Strecke ins abseits gelegene Cuispes kommen die Tuktuks zum Einsatz. Andere Fahrzeuge fahren hier nicht. Die holperige Strecke über eine unbefestigte Straße ist schon ein kleines Abenteuer für sich. Unser Fahrer braust die Serpentinen nach oben. An einigen steilen Passagen haben wir die Befürchtung, dass der Motor es nicht schafft… Doch es passt alles und wir kommen ordentlich durchgeschüttelt in Cuispes an.
Im kleinen Tourismus-Büro in Cuispes begrüßt uns Señor Alfonso mit Handschlag. Er erklärt uns ausführlich die möglichen Wanderwege zu den Wasserfällen. Eigentlich gibt es nur einen Weg, nur für den Rückweg gibt es noch zwei Alternativen für die wir allerdings einen Guide in Anspruch nehmen sollen, weil der Weg nicht deutlich markiert ist. Wir beschließen, dass der Return Track für uns ausreicht und kaufen zwei Tickets für je 10 Soles und registrieren uns im Besucherbuch. Senor Alfonso ruft eben noch jemanden aus dem Dorf an, der uns mit dem Tuktuk zum Eingang des Waldes fährt. Noch einmal 5 Soles pro Person. Doch die haben wir gut investiert. Die 5km bis zum Wanderweg sind nicht besonders spannend und so können wir frisch die 1,5 Stunden bis zum Wasserfall Yumbilla starten.

Zuerst gehen wir durch ein hölzernes Tor und steigen einige steinerne Stufen nach unten. Es ist wie ein Tunnel aus Bäumen der uns umgibt und die Pinien hier verströmen ein intensives Aroma. Die Luft ist feuchter und reichhaltiger hier. Wir sind fast nur von grünen Bäumen und Farnen umgeben. Das Rauschen der Blätter im Wind und verschiedene Vögel, die wir nie entdecken können, bilden die Geräuschkulisse. Auf dem Erdboden kommen wir gut voran, an einigen Stellen sind viele verschlungene Baumwurzeln über den Weg gewachsen.
Manchmal hören wir ein Rascheln im Unterholz neben uns. Was für ein Tier das ist, finden wir nicht heraus. Dann kommen wir zum Wasserfall „Medio Cerro“. Das ist der erste auf unserer Wanderung und etwas versteckt zwischen der Vegetation und unser Weg führt quasi hinter dem Wasserfall in einer Felsnische vorbei. Etwa 10 Minuten später sind wir am zweiten Wasserfall, dem „Cristal“.
medio cerro
medio cerro
cristal waterfall
Yumbilla
Kurz bevor wir den Yumbilla Wasserfall erreichen kommen uns die bisher einzigen anderen Wanderer entgegen. Eine dreiköpfige Familie mit zwei Guides. Wir bleiben alle kurz stehen und sprechen miteinander wo wir alle herkommen und wünschen dann allen noch einen schönen Tag und eine sichere Wanderung. Und dann ist es so weit. Nach einigen Steigungen lichtet sich der Wald und wir sehen von einer 870 Meter hohen Felskante das Wasser des Yumbilla herunterstürzen! Wow! Je näher wir kommen, desto mehr feine Wasserstaub und Fallwinde kommen uns entgegen. Yumbilla ist angeblich der dritthöchste Wasserfall der Welt.
Wir können es gar nicht fassen, dass wir den Wasserfall und auch den Blick durch diese Schlucht ganz für uns allein haben. Also genießen wir die Ruhe und das Rauschen bei einer Brotzeit. Später gehen wir auf dem gleichen Weg zurück. Am hölzernen Tor warten wir einige Minuten bis ein Tuktuk-Fahrer kommt und uns wieder ins Tal nach Pedro Ruiz fährt. Dort nehmen wir das nächste Collectivo heimwärts nach Chachapoyas.

Collectivos in Chachapoyas und Umgebung

Chachapoyas ist mit den umliegenden Orten extrem gut über die mehrmals am Tag fahrenden Collectivos verbunden. Diese kleinen Busse fungieren als öffentliches Transportmittel oder auch Sammeltaxi. Meistens werden die Strecken in die nähere Umgebung stündlich bedient, manchmal sogar öfter. Die genauen Abfahrtzeiten und die Häufigkeit der Collectivos könnt ihr im Touristenbüro von iPeru am Plaza de Armas erfragen. Die Mitarbeiter dort wissen auch über die einzelnen Fahrpreise Bescheid. Wenn es keine festen Abfahrtzeiten gibt, dann fahren die kleinen Busse sogar mehrmals innerhalb einer Stunde. Also einfach warten, bis das nächste Wägelchen vorbeikommt.

Abends haben wir keine Lust auf selber kochen und gehen stattdessen bei Amazonas 632 einen Burger essen. Mjam, ist das lecker. Die Einrichtung ist einerseits recht stylisch und trotzdem sehr gemütlich eingerichtet und bis unser Essen kommt dürfen wir Bilder ausmalen. Hihi, wie lange haben wir wohl nicht mehr mit Buntstiften gemalt? Macht immer noch Spaß.

Fiesta Patronales - leider ohne uns

An unserem letzten Tag in Chachapoyas schlendern wir noch einmal durch den Ort. Wir besorgen uns ein wenig Proviant für unsere Busreise nach Yurimaguas morgen und betreiben Internetrecherche zu unserer zukünftigen Reiseroute. Heute Abend findet die Fiesta Patronales zu Ehren der Virgen de Asunta statt. Das ist ein mehrtägiges religiöses Fest zu Ehren der Patronin der Stadt. Dabei wird die Statue der Jungfrau Asunta in einer Prozession durch die Stadt getragen. Der Hauptplatz ist schon geschmückt und eine Bühne ist neben der Kirche aufgebaut. Dazu marschieren kleine Kapellen durch die Gassen und spielen hier und dort ein paar Lieder bevor sie einige Straßen weiterziehen und erneut musizieren.
Am Abend kommen wir zurück zum Plaza de Armas. Eigentlich sollen die Feierlichkeiten um 21 Uhr beginnen, doch hier passiert um diese Uhrzeit noch gar nichts. Es sind schon ziemlich viele Leute auf dem Platz, die sich an kleinen Wägelchen Süßigkeiten kaufen oder bunt leuchtenden Schnickschnack für ihre Kinder. Die Messe innerhalb der Kirche ist schon längst vorbei, doch die Prozession verzögert sich immer noch. Um halb elf sind wir es leid zu warten und gehen heim, weil wir morgen um 5:30 aufstehen müssen um den Bus nach Yurimaguas zu nehmen.
Als wir im Bett liegen geht’s um viertel nach elf plötzlich los. Laute Musik und Ansagen durch einen Lautsprecher hören wir so, als ob die Kapelle direkt vor unserem Zimmer aufspielt. Der Schall in dieser Stadt ist unglaublich, denn unsere Unterkunft ist mindestens 10 Minuten zu Fuß entfernt vom Ort des Geschehens. Na dann hoffen wir mal, dass wir einigermaßen schlafen können…

Habt ihr die Fiesta Patronales in Chachapoyas schon mal mitgefeiert? Wie hat es Euch gefallen? Welche Ausflüge habt ihr in die Umgebung unternommen und könnt ihr sie empfehlen?

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