wir woanders

mit dem Rad durch die Muschelschlucht

Cafayate – Wein und dolce vita

flecha bus nach cafayate Nach drei Nächten in Salta war es Zeit diese quirlige Stadt zu verlassen. Wie so oft die Qual der Wahl: Hinauf nach Purmamarca bzw. Tilcara um den Cerro Colorado zu bestaunen oder weiter in den Süden nach Cafayate – umgeben von den Anden und unweit der Quebrada de las Conchas, die sogenannte Muschelschlucht, die ebenfalls durch sehr kolorierte Felsformationen besticht? Die Region um Cafayate ist auch für guten Wein bekannt, speziell für den „high-altitude“ Wein, denn die Anbaugebiete reichen bis auf über 3000m Höhe – Cafayate selbst liegt auf 1700m und hat überschaubare 12.000 Einwohner.
bienvenidos cafayate Früh am Morgen geht es zum Busterminal in Salta. Vier Stunden Busfahrt warten auf uns (pfft, das ist ja mal gar nichts) und führen uns durch spektakuläre Felsschluchten. Theoretisch kann man auch an den bekanntesten Sightseeing Punkten aussteigen und den nächsten Bus nehmen, der vorbeikommt oder man leiht sich ein Auto und ist flexibel in seiner Planung. Letzteres hat aber den Nachteil, dass das Auto zum gebuchten Zeitpunkt wieder in Salta sein muss. Und genau das ist ja nun gar nicht unsere Reisedevise. Während der Busfahrt durch die wunderbare Landschaft planen wir schon unsere Tour mit dem Fahrrad – dazu später mehr!

Nevery try – never know

Uns war nicht wirklich klar, was uns erwartet. Zu unterschiedlich waren die Meinungen im Netz über Cafayate. Unsere Unterkunft ist schon mal sehr angenehm. Ein großzügiges Zimmer mit fantastischer Matratze, gebucht für zwei Nächte. Um es vorweg zu nehmen: Wir werden länger bleiben. Der Pool, unbeheizt, muss wohl noch warten. Tagsüber scheint die Sonne von einem wolkenlosen Himmel – nachts ist es bitterkalt.
Wir erkunden das Zentrum von Cafayate: Zentraler Platz ist der Plaza 20 de Febrero, der neben der Kathedrale Nuestra Señora del Rosario außerdem umgeben ist von zahlreichen Restaurants und Cafés, die lautstark um die Gunst der Touristen buhlen. Abseits vom Platz wird es erheblich ruhiger, gemütlicher und natürlicher und es gibt kleine Geschäfte des täglichen Bedarfs. Ganz offensichtlich sind in Cafayate aber die vielen Bodegas.

Fast schon typisch am Monatsanfang sind die langen Schlangen an den Bankautomaten. Viele Einheimische stehen geduldig an den Automaten, auch wir müssen uns einreihen, da nicht überall das Bezahlen mit Kreditkarte möglich ist. Am Abend suchen wir uns eine kleine Parilla zum Abendessen aus. Was allerdings keine so gute Idee war, offensichtlich waren wir aus Buenos Aires und Salta verwöhnt.

una bella macchina

Müslie a la argentina Am nächsten Morgen erwartet Helge eine Überraschung. Als wir zum Frühstück gehen hören wir schon die Geräusche von latte schiuma, dem Milchaufschäumen. Dazu eine schöne Kaffeemaschine. Das Beste ist aber, dass der Kaffee tatsächlich sehr gut schmeckt. Dies war in Argentinien bisher echt nicht einfach und das allerbeste: Der Kaffee ist for free – yeah! Ansonsten typisches südamerikanisches Frühstück. Anstatt Müsli gibt es Cornflakes mit super bunten Ringlis und runde Schokodrops, die uns an den Knusperverstärker von Clark Griswold erinnern…

weinfass Gut gestärkt machen wir uns auf den Weg um die naheliegenden Wein-Bodegas zu erkunden, auch zum Aussichtspunkt, der nahe bei einem Wasserfall liegt, wollen wir gehen. Zum Rio Colorado Wasserfall selbst wollen wir nun nicht, da wir aus Iguazu wohl leicht verwöhnt sind. Aber den Aussichtspunkt würden wir gerne erkunden. Das stellt sich allerdings nicht so einfach heraus, denn vor dem Eingang zum Weg, der zu den Wasserfällen und zum Aussichtspunkt führt, wartet schon eine Handvoll Argentinier, die ihre Hilfe und Touren zu besagtem Wasserfall anbieten. Unser bestes Spanisch hat nicht geholfen, so dass wir entweder Eintritt für 5 Minuten Fußweg bezahlen oder wieder umdrehen müssen- Aaargh! Dann eben nicht!
So wandern wir also direkt zur Finca de las Nubes – hatten wir ja eh auf dem Zettel und ein heißer Tipp von Uli aus Buenos Aires. Doch eigentlich wollten wir vor dem erstem Wein ein wenig auf Kultur und Natur machen… Dann eben nicht und immerhin geht es wieder bergab, denn die letzte Stunde sind wir stetig bergauf gelaufen. Von Weitem erkennen wir die kleine Finca hinter den Rebstöcken. Dieses kleine Weingut ist inmitten der Calchaquí diaguitas auf 1850m gelegen. Um das Weingut zu erreichen, beginnt ihr am Plaza 20 de Febrero und folgt der Straße Nuestra Senora. Del Rosario in Richtung Süden. An der Avenida de 25 Mayo biegt ihr rechts ab und geht vorbei an Weinreben und an den Hängen des Cerro El Cajon. Nach 20 Minuten seid ihr aus Cafayate raus und umgeben von Weinbergen. Herrlich!

Die Bodega Mounier, Finca Las Nubes

finca las nubes cafayate Das Weingut wurde von José Luis Mounier, einem Önologen aus Mendoza, und seiner Frau Mercedes gegründet, deren Traum es war, ein eigenes Weingut zu besitzen und hochqualitative Weine herzustellen, die ihren Namen tragen. Im Jahr 1999 wurde der Traum verwirklicht, als beide die Finca Las Nubes erwarben („Las Nubes“ bedeutet „die Wolken“). Diese Bodega mit Bio-Wein verfügt über ein einladendes Café mit herrlichem Blick auf das Calchaquíes Tal und Cafayate. Die Rebstöcke sind bereits kahl und schauen ein wenige traurig aus. Aber es ist ja auch Herbst hier. Doch die Idylle ist super. Am Hang gelegen mit roten Felsen und Kakteen als Kulisse. Ein schönes Gebäude fügt sich bodenständig in die Landschaft ein. Auf der grünen Wiese stehen hier und da verteilt einige Tische mit Stühlen. An einigen sitzen bereits Gäste und genießen ihren Wein.
Hach… wir suchen uns einen Platz in der Sonne und dann kommt auch schon der Wein. Ein perfekter Ort um Wein zu trinken und dabei die Ruhe und schöne Umgebung von Cafayate zu genießen. Fernab von jeglichem Touristen-Trubel packen wir obligatorisch unser Backgammon aus und zocken um den Rest der Welt, während Ilka einen Rosado, der aus der Sorte 70% Malbec und 30% Cabernet Sauvignon besteht, und Helge einen Tinto, bestehend aus 80% Cabernet Sauvignon und 20% Malbec, geniesst. So lässt es sich aushalten.
Sogar viel länger als wir es vorhatten. Plötzlich sind zwei Stunden um! Wir machen uns auf den Rückweg in den Ort. Irgendwann begrüßen uns drei Hunde schwanzwedelnd und laufen ganz aufgeregt um uns herum. Offensichtlich wollen sie spielen. Wahrscheinlich kommt hier sonst kein Mensch zu Fuß vorbei. Die drei – Golden Retriever, ein kleiner schwarzer und ein weiteres kleines Wollknäuel (weiß und wuschelig) – bleiben an unserer Seite. Wir haben es ja eigentlich nicht so mit Hunden, aber gut. Stock gefunden, werfen, Goldie düst los und bringt ihn freudig zurück. Nochmal. Jetzt war Blacky schneller. Blacky hat das mit dem Stock wieder hergeben nur nicht ganz verstanden… Eine Zeit lang begleiten die drei uns noch. Nach einer Weile hält neben uns ein Auto. Ein Pärchen fragt, ob sie uns mitnehmen können. Gerne. Die beiden waren auch auf der Finca und haben den Wein genossen – und kommen aus der Nähe von Heidelberg. Klein ist die Welt. Die beiden – Alex und Dirk – geben uns noch ein paar Tipps für Cafayate, denn sie sind schon länger hier und sogar das zweite Mal. So gut hat es ihnen gefallen.

Den Abend lassen wir in unserer Unterkunft ausklingen und essen eine Pizza aus heimischer Herstellung. Denn neben einer tollen Espresso-Maschine hat die Familie auch einen Pizzaofen und versorgt ganz Cafayate mit toller Pizza mit knackigem Teig. Klasse!

Blackout in Argentina

Am nächsten Morgen erwartet uns die nächste Überraschung. Stromausfall! Okay, das kann passieren. Das Stromnetz in Argentinien gilt als marode, der Winter naht und die Nächte werde merklich kühler. Die meisten Haushalte heizen mit Strom und das kann wohl das Stromnetz nicht ganz verkraften. Das stimmt nur zum Teil, denn nach drei/vier Stunden tut sich immer noch nichts. Wir erfahren, dass nicht nur ganz Argentinien, sondern Teile Brasiliens und auch Uruguay betroffen sind. Millionen ohne Strom! Zum Glück sind wir nicht in Buenos Aires, denn dort herrscht bestimmt Chaos…

Okay, es ist mittlerweile Nachmittag. Es ist kalt, der Holzofen sorgt für eine gewisse Wärme, allerdings nur wenn man unmittelbar davor sitzt. Keine heiße Dusche, von Internet ganz zu schweigen. Ein Stromausfall ist natürlich nicht super tragisch und nach ein paar Stunden ja meistens auch wieder Strom vorhanden. Ärgerlich ist es nur, wenn der Tag eigentlich im Zeichen der Reiseplanung steht. Und dafür wäre eine Internetverbindung ganz hilfreich. Dann eben erstmal offline arbeiten und durch das Dorf schlendern. Dabei entscheiden wir uns für eine Weinprobe bei der Bodega Bad Brothers – ein fancy Name wie wir finden, jedenfalls im Gegensatz zu den anderen.

Die Bodega Bad Brothers

bad brothers cafayate Die Weinbar von Agustin Lanus (Nr. 1 bei Trip Advisor in Cafayate) bietet eine große Auswahl an internationalen und lokalen Gerichten. Das Portfolio von Weinen wird in großer und extremer Höhe angebaut. Erst im November 2016 wurde das „Bad Brothers Wine Experience“ in einem restaurierten Lehmhaus unweit vom Hauptplatz in Cafayate eröffnet und befindet sich praktischerweise nur ein Steinwurf entfernt von unserer Unterkunft. Diese Weinbar bietet die Möglichkeit drei verschiedene Bad Brothers-Weine zu probieren und mehr über den Anbau von Wein in dieser hohen Lage zu erfahren. Der Name ergibt sich übrigens aus den Vornamen der drei Gründer: Bill, Augustin und David – es sind also keine bösen Brüder!

bad brothers cafayate Wir entscheiden uns für das Tasting um 18 Uhr. Am besten geht ihr am Vortag vorbei und fragt nach, wann die Weinproben stattfinden. Die Weinexpertin ist allerdings noch nicht da, während wir warten kommen wir mit Yann aus Frankreich ins Gespräch. Er hat hier vor paar Monaten bei der Ernte geholfen und mag Cafayate ganz gerne und ist hier hängengeblieben. Sehr sympathisch. Er empfiehlt uns auch zum Abendessen hier zu bleiben. Nach kurzem Blick auf die Karte haben entscheiden wir uns sofort dafür, auch wenn es bisschen teurer und schicker ist, als es unser Budget eigentlich zulässt.
Zur Überbrückung der Wartezeit gibt uns Yann je ein Glas vom Torrontés aus. Dies ist DER Weißwein hier aus der Gegend und ziemlich bekannt. Wir sind ja eher bei Rotwein & Rosé, aber diese Sorte wollten wir eh noch probieren, wie passend. Irgendwann kommt dann auch Emilia an und wir bekommen quasi eine Privatverkostung da wir zwei die einzigen am heutigen Abend sind. Super und los geht´s mit einem Film über die high-altitude vineyards in der Umgebung von Cafayate.

high-altitude Weinanbau

Die Weinberge in dieser Region sind wirklich hoch gelegen: Zwischen 1700m bis knapp über 3000m über den Meeresspiegel – im Vergleich zu Europa: hier liegen die Weinanbaugebiete bis maximal 1200m. Das Markenzeichen Cafayates sind Weißweine aus der „Torrontés-Riojano“-Traube, sowie die rote Traube „Malbec“ die national und international immer mehr Liebhaber findet. Warme sonnige Tage und kühle Nächte führen zu Weinen mit mehr Farbe, mehr Aroma und großer Intensität. In dieser extremer Höhe erhalten Trauben wie Malbec, Tannat, Torrontés, Cabernet Sauvignon, Bonarda und Syrah intensives Sonnenlicht und ihre Häute werden zum Schutz dicker und die Frucht gegen die Sonne und Kälte geschützt. Infolgedessen dauert die Reifung der Trauben länger und die Tannine werden konzentriert. Die extremen Temperaturen zwischen Tag und Nacht und die Bodentypen (wenig organische Substanz) geben den Weinen einen einzigartigen Charakter, der für diese kleine Region typisch ist.

Wir verkosten drei verschiedene Rotweine:

a.) vier verschiedene Malbec Reben. Im Tank und in der Flasche gereift.

b.) eine Malbec Rebe, allerdings zusätzlich im Barrique-Fass gereift. Ein älterer, kräftiger Wein. Hat uns an den Steiner Landwein erinnert.

c.) vier verschiedene Malbec Reben, also wie der erste, aber zusätzlich im Barrique gereift. Der Unterschied zu b.) ist, dass dieser leichter, frischer und mega lebendig ist.
Alle drei haben, wie alle Rotweine die wir hier Cafayate getrunken haben, eins gemeinsam: eine tolle kräftige Farbe und ein sehr intensives Geschmackserlebnis. Der Rosado von der Finca las Nubes war wohl der dunkelste Rosé den wir je gesehen haben. Und wahnsinnig lecker.

Zurück zur Verkostung. Es hat mega Spaß gemacht, war ungezwungen und unterhaltsam. Das beste kommt zum Schluss mit dem Abendessen. Wahnsinnig kreativ. Es gab:

1.) „klassische“ Empanadas mit pulled pork
2.) Gratin aus Kartoffeln und Ziegenkäse und Ziegenfleisch 3.) Quinoa, Lachs mit Gemüse in einer Art Blätterteig Waffel
4.) Rind, gegart und in Tannat-Rotwein geschmort. Das Rind war die vorige Nacht in Salz eingelegt. Dazu Kartoffeln (ähnlich wie papas arugadas) in einer leichten Käsesauce
Zum Finale für Ilka eine Schokoladen-Explosion und für Helge einen Espresso. Wow!

Geöffnet ist die Bodega Bad Brothers jeden Abend außer sonntags um 18.30 Uhr. Schaut von Montag bis Samstag bei Cafayates Weinprobe in extremer Höhe um 11:00, 14:00, 16:00 und 18:00 Uhr vorbei.

Die Bodega El Porvenir

el provenier innenhof Bevor wir zu den Bad Brothers gegangen sind, haben wir bei der Bodega El Porvenir vorbeigeschaut. Ein familiengeführtes Boutique-Weingut. Die Bodega (oder das Weingut) ist im Herzen von Cafayate und stammt aus dem späten 19. Jahrhundert. Das Gebäude ist klassisch mit Lehmmauern gebaut, die von alten Fässern eingerahmt sind. El Porvenir gehört der Familie Romero (und ist bekannt für seine Premium-Weinserie Laborum. Leider gibt es im Innenhof nur einen kleinen Tisch, der schon belegt ist. Den nächsten Termin für die Verkostung können wir nicht mehr wahrnehmen, da wir dann schon Cafayate verlassen haben. Allerdings: Ein Ehepaar aus Italien und Argentinien kauft gerade Wein ein und probiert das eine oder andere Glas. Ilka kommt mit den beiden ins Gespräch und staubt das eine oder andere Glas Vino Tinto ab. Gut gemacht mein kleiner Gantenkiel.

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag von 9.00 bis 13.00 Uhr und von 15.00 bis 18.00 Uhr. Sonntag und Montag von 9 bis 13 Uhr.

Bici & Baci radeln durch die Quebrada de las Conchas

Unsere Unterkunft ist echt ein Glückstreffer. Hier wird nicht nur Cafayate mit hervorragenden Kaffee und Pizza versorgt. Nein, am Vormittag schauen auch die mit dem Radl durch die Muschelschlucht Nachbarn vorbei. Ein stämmiger Mann nimmt sein drittes Frühstück ein. Von uns „der Steinmetz“ getauft, da er wirklich stämmig ist. Ein weiterer Nachbar verleiht Räder zu einem fairen Preis. Für ARS 400,- bekommen wir ein gut gepflegtes Fahrrad zusammen mit zwei Ersatzschläuchen, Werkzeug und eine Luftpumpe in die Hand. Hoffentlich brauchen wir das alles nicht… Im Gegensatz zu den 600 Pesos am Marktplatz, die weniger gut gepflegt waren, ein super Deal. Der Laden (sehr unscheinbar, nur eine Tür) befindet sich direkt neben der Bodega Bad Brothers!

Zeitig am Vormittag radeln wir zum Busbahnhof und kaufen uns Tickets bei „Flecha Bus“ zum Garganta del Diablo für ARS 85 pro Person. Hinzukommen noch weitere 50 Pesos für die Räder. Vom Garganta del Diablo, der Teufelsschlund, wollen wir mit unseren Rädern dann die knapp 50 Kilometer nach Cafayate zurückradeln, inklusive der Aussichtspunkte auf dem Weg. Bei den Gesteinen hier handelt es sich um kontinentale Ablagerungen der „mittleren“ Kreidezeit (Cenomanium), die unter der Bezeichnung La-Yesera-Formation zusammengefasst werden.
Nach 50 Minuten hält der Bus, der eigentlich nach Salta fährt, am Garganta del Diablo. Aussteigen, uns weht ein kalter Wind entgegen und im Schatten ist es wirklich frisch. In der Sonne ist es sonst okay. Die Garganta ist so lala, bildet aber eine gigantische Sicht hinauf zu den Felsformationen, die in den verschiedensten Farben schimmern. Wirklich schön wird es wohl am Nachmittag oder zu Sonnenuntergang. In die Schlucht kann man zum Teil hineingehen, hier und da bieten Einheimische Kunst und Textilien an.

Uns wird kalt. Also ab auf Rad und los geht’s. Schlagartig wird uns warm, denn es ist keine flache ebene Straße sondern geht hier immer wieder bergauf und -ab. So richtig warm wird uns aber nicht, denn der nächste Stopp wartet nach nur einem Kilometer auf uns: Das Anfiteatro (Amphitheater) am Ende der Garganta del Diablo ist bekannt für sein Echo. Hier kann man auch hineingehen, diesmal komplett!

Weiter geht’s auf der Route Nacional 68: Wir fahren los – der Weg ist das Ziel. Die Landschaft ist atemberaubend schön. Die Farben der Felsen und deren Struktur ändern sich ständig. Nach einer Kurve sieht es wieder anders aus. Der Wahnsinn. Wir stoppen nicht an jedem Aussichtspunkt (mirador), die Landschaft an sich ist spannend genug. Und worauf wir nun mal überhaput gar keine Lust haben, ist ein Reifenwechsel in dieser Einöde! Unser Fahrrad-Mokel hat uns noch gewarnt nicht abseits der Straße zu fahren, da hier und da kleine Blüten liegen, die mit Dornen gespickt sind und durch den Mantel stechen! Plattfuss? Bitte nicht!
Der kleine Hunger macht sich bemerkbar. Diese kleinen Empanandas sind ja genau unser Ding. Wir machen an einem kleinen Café halt. Draußen sitzt eine Familie vor einem Berg voller kleiner Teigtaschen (Empanadas). Leider teilt uns der Inhaber mit, dass es keine mehr gibt. Stattdessen legen wir eine Fotosession mit den Alpakas vor der Tür ein.

mit dem Radl durch die Muschelschlucht Als wir wieder zu unseren Rädern gehen fragt die Frau aus der Familie, ob wir gar keine Empanadas essen wollen. Wir geben zu verstehen, dass die leider aus sind. Da ruft sie uns hinterher, dass wir warten sollen. Sie nimmt etwas vom Tisch und bringt es uns: drei Empanadas in einer Serviette. Sie sind alle satt und sie würden sie sowieso nicht mehr essen. Hach, das ist total lieb. Während wir das Geschenk essen, gesellt sich der Papa zu uns und wir quatschen eine Weile. Über alles Mögliche, auch über unsere Reiseroute und ob wir denn keine Probleme mit der Höhe haben – Stichwort Höhenkrankheit!

Plötzlich läuft er zu seinem Auto und kommt mit einer grünen Plastiktüte wieder. Darin: Coca-Blätter. Für unsere Weiterfahrt nach Bolivien sollen wir die mitnehmen. Er kommt selbst aus einem Dorf in der Nähe der argentinisch-bolivianischen Grenze. Coca-Blätter und Mate-Tee gehören in dieser Gegend zusammen wie bei uns Kohl und Pinkel. (Wer das norddeutsche Nationalgericht nicht kennt, bitte melden!) Total geflasht von der lieben Geste und für den Snack setzen wir uns auf die harten Sättel und brausen weiter. Zum Glück haben wir Rückenwind! Gegen Mittag wird es wärmer, die Felsen und der Asphalt geben die Sonneneinstrahlung direkt an uns ab… Der Wind nimmt zu und dreht sich hier und da, wirbelt den umliegenden Sand auf und ärgert uns. Kein Wunder, dass die Kette langsam quietscht.
Nach vier Stunden sind wir zurück in Cafayate. Für 50 Kilometer inklusive Zwischenstopps ist das okay und eine tolle Erfahrung. Voller Elan fahren wir weiter zur Bodega Las Nubes auf einen Wein! Eine tolle Idee, die uns antreibt! Irgendwie war der Weg hinauf zur Bodega zu Fuß einfacher als mit dem Fahrrad… Es geht stetig bergauf über eine bucklige, staubige Straße. Mega anstrengend. Die Muskeln im Oberschenkel brennen und wir merken, dass wir schon 50 km gefahren sind. Das enttäuschende aber kommt noch: Obwohl die Bodega laut Schild und Internet bis 18 Uhr geöffnet hat stehen wir vor geschlossener Tür. Um 17Uhr. Och nö! Also wieder zurück. Zum Glück bergab, ohne Wein – ärgerlich!

Der Ausflug durch die Muschelschlucht mit dem Rad war genau das Richtige! Wir haben Zeit, um die Aussichtspunkte zu genießen, können die Landschaft in vollen Zügen aufnehmen und bewegen uns dazu und günstiger als mit einem Leihwagen!

Adios & hasta luego Cafayate

Es ist Zeit für uns, diesem liebevollen Ort Lebewohl zu sagen. Wir haben uns in der Unterkunft und in Cafayate sehr wohl gefühlt. Konnten abschalten und das süße Leben Argentiniens genießen. Zeit zurück nach Salta la linda zu fahren. Mit dem gleichen Bus wie wir ihn bereits genommen haben.

Kommt hierher und erfahrt mehr über die Weinkultur Argentiniens, die nicht nur in Mendoza zu Hause ist! Habt Ihr noch weitere Tipps für andere? Teilt sie uns allen mit!

4 Kommentare zu „Cafayate – Wein und dolce vita“

  1. Pingback: Fazit Argentinien | wir woanders | Reisetipps

  2. Ich komme in rund 2 Wochen für 2 Nächte nach Cafayate. Nach Lesen eures Berichts ist die Vorfreude nochmal so groß.
    Herzlichen Dank für diese schöne Reisegeschichte .

    1. Hi Sigrid!
      Das sind uns die liebsten Kommentare 🙂 Da werden wir ganz sehnsüchtig bei dem Gedanken an Cafayate. Die Natur und die unglaublich leckeren Rotweine…

      Wir wünschen Dir ganz viel Spaß und bitte trinke ein Glas Malbec für uns mit! Und schreib uns gerne, wie es Dir dort gefällt.

      Liebe Grüße Ilka & Helge

  3. Einen sehr tollen Beitrag über ihre Weinreise in Argentinien. Ich bin mir sicher, dass eine solche Tour eine echte Freude bringen kann. Ich will auch gerne diesen Wein aus Barriquefass mit ihr zusammen probieren.

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