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komodo dragon

Flores – Zwischen Waranen und Haien

Endlich geht es nach Flores! Von Beginn unserer Reiseplanung ist der Komodo Nationalpark auf unserer Bucketlist. Aus einem ganz bestimmten Grund: Warane bzw. Komodo-Dragons! Wer bitteschön konnte denn ahnen, dass wir von einem Virus namens Scuba seit unserem Besuch auf den Perhentian Inseln in Malaysia infiziert sind und dieser mittlerweile chronische Züge annimmt? Entsprechend haben wir versucht beides unterzubringen. Die Komodo-Insel ist nur ein kleiner Teil im gesamten Komodo-Nationalpark, der zig paradiesische Inseln umfasst, die besten Tauchspots der Welt und eben die Komodo-Warane.
Labuan Bajo Harbour

Die größten Echsen der Welt. Die schönsten Tauchspots. Und wir mittendrin.

Der Komodo Nationalpark verfügt über eine unfassbare Vielfalt an Fisch-Population und stellt für Taucher jeder Qualifikation eine Herausforderung dar. Zum einen sind es die zum Teil starken Strömungen, die eine genaue Planung der angefahrenen Tauchspots erfordern und zum anderen die verschiedenen Schichten im Wasser, die teilweise für einen extremen Temperaturrückgang verantwortlich sind und schnell zu Unterkühlungen führen. Wir können es kaum erwarten neben Haien, Schildkröten und – vor allem „intakten“ – Korallenriffen tauchen zu gehen. Es gibt über 40 Tauchcenter in Labuan Bajo. Wir haben im Vorwege per Mail diverse Anfragen gestellt. Preislich sind die meisten recht ähnlich und bieten Tagestouren an. Hier werden meistens drei Tauchgänge an verschieden Tauchspots angeboten, die man auf einem eigenen Schiff anfährt, oder sogenannte Liveaboard-Trips. Auf Liveaboard-Trips lebst du einige Tage auf einem Boot und es dreht sich für einige Tage alles um das Tauchen. Du machst bis zu 4 Tauchgänge täglich und hast eine ziemlich intensive Zeit. Diese Trips sind jedoch dementsprechend kostspielig.

Alternative Nr. Drei: Das Schubajunkie Resort

Bereits beim ersten Kontakt mit Mike haben wir eine sehr umfassende Rückantwort erhalten die sämtliche Fragen und Unsicherheiten klärt. Scubajunkie ist ein Anbieter, der an den besten Tauchspots Asiens vertreten ist, z.B. Sipadan, Sangalaki (Borneo), Nusa Penida und eben im Nationalpark Komodo.

Angekommen in Labuan Bajo machen wir uns auf dem Weg zur Büro in Labuan Bajo. Zufällig treffen wir bereits am Flughafen Mike, der stellvertretend die Resort-Leitung übernimmt. Der erste Kontakt super freundlich und mega entspannt. Zwei Stunden später saßen wir auf der „Delphinius“ die uns zum Resort südlich von Labuan Bajo bringt. Die Fahrt dauert ungefähr eine Stunde. Es gibt keine Straße, keinen (unnatürlichen) Lärm, keine Verschmutzung und die kühlende Brise von der See stellt eine perfekte Abwechslung dar. Und das Beste neben dem Tauchen ist, dass wir uns auch nicht um die Verpflegung kümmern müssen, denn die Mahlzeiten, Snacks sowie Tee & Kaffee und Wasser ist inklusive.

Die ersten zwei Tauchtage

Aufgewacht um fünf Uhr morgens ohne Wecker, sondern von Geräuschen die von Gecko, Affe und Grille stammen, blicken wir aus unserem kleinen Bungalow direkt auf die Grünanlage mit Palmen. Wir hören das Meeresrauschen und können den Anblick kaum fassen. Wir zwicken uns und krabbeln aus dem vom Moskitonetz umgebenen Bett. Schnell frisch machen und im offenen Restaurant (der Blick ist der Hammer! Vor uns Hängematte, Hängesitze mit Blick auf das offene Meer mit kleinen Inseln) einen Kaffee und Tee trinken. Die zwei Boote „Alfredi“ und „Birostris“ werden jeweils am Vor-Abend eingeteilt. Auf einer Tafel stehen unsere Namen und die Tauchspots. Unser Dive-Master ist Kim aus Irland. Um 7:00 Uhr sticht die Alfredi mit zwölf Tauchern in See. Die Tauchspots für heute sind Karang Makassar (auch Manta Point genannt), Tatawa Besar (Drift Dive) und Pengah (Pinnacle Dive). Es wäre zu viel, jeden Tauchplatz zu erwähnen oder zu beschreiben. An etlichen Plätzen kann man auf Jagd nach Kleinkram, wie Schnecken, Garnelen, Nudi Branches und Krabben gehen. Zwischendurch kommen immer wieder mal Schlangen oder Schildkröten vorbei. Bei fast jedem Tauchgang sind Haie dabei! Der Wahnsinn! Und sie sind gar nicht böse, sondern schwimmen einfach gemütlich in der Gegend rum. Meistens Whitetip oder Blacktip Sharks. Oft waren mehrere unterwegs.
Erwähnenswert ist noch das folgende Ereignis, das für eine seehr lange Zeit in unseren Köpfen bleiben wird: Am Manta Point angekommen war das Ziel mehr oder weniger klar: Mantas! Wir sind so verflucht aufgeregt, als wir in die Tiefe sinken.

Atmen? Check! – Tauchbuddy Ilka? Check! – Umgebung? Unfassbar schön!

Ich könnte jetzt Bücher mit unseren Emotionen und Eindrücken füllen, versuche mich aber kurzzuhalten. Als wir hinter einem Felsen einen großen Manta sehen, wir aber entgegen der Strömung schwimmen, muss ich meine Atmung und Stabilität unter Wasser kontrollieren. Zu groß ist die Ehrfurcht und auch der Manta selbst. Weiteratmen nicht vergessen! Unglaublich majestätisch schwimmt er mit einem scheinbar mühelosen Flossenschlag davon. Erst Minuten später fällt mir ein, dass ich ja noch die GoPro in der Hand halte. Okay, diesen Moment werden wir so schnell eh nicht vergessen!
Mittlerweile wissen wir wie ein Tag bei den Scubajunkies abläuft: Aufstehen und Morgentoilette. Kaffee & Tee sowie das Briefing mit Informationen zur Einteilung der Boote und kurzen Information wo es hingeht: (Turtle Trip), Crystal Rock (Pinnacle Dive) und The Cauldron (Channel Dive). Es geht in den Norden des Komodo-Nationalparks. Die Fahrt zum ersten Tauchspot dauert zwei Stunden und geht um 6:30 Uhr los. Wir genießen die Fahrt auf der Alfredi haben nette Gespräche mit den Tauchguides Angela & Kim, sowie all den anderen Tauchbegeisterten. Auf dem Oberdeck wird das letzte Briefing zum ersten Tauchspot dem Turtle Trip abgehalten. Wir erfahren Details zu den Strömungen, der Tiefe sowie dem Verhalten im Falle dass sich die Tauchgruppe verlieren sollte. Wir haben das Glück, dass Ilka & ich alleine mit Kim tauchen können. Ansonsten sind die Gruppen mit maximal vier Personen sehr überschaubar und garantieren maximalen Tauchspaß und Sicherheit!
Der letzte Tauchgang am heutigen Tag, sowie der für uns der letzte im Scubajunkie Resort für uns ist der Kochkessel oder auch The Cauldron bzw. The Shotgun und ist einer der aufregendsten Tauchspot die wir je hatten. Wir sinken auf 12 Meter ab und driften langsam vorbei Korallengärten, Korallenfischen und Pfeifenfischen. Der Strom wird langsam stärker und wir sinken auf 17 Meter ab und „fliegen“ vorbei an Trevally und Whitetip-Reefsharks. Ich merke, dass ich die Kontrolle über die Richtung verliere und erinnere mich an das Briefing von Angela: Was auch immer passiert, bleibe links!

Kim ergreift die Hand von Ilka und sucht auch meine Hand. Unfassbar mit welcher Kontrolle unser Tauchguide bei dieser wahnsinnigen Strömung mit uns beiden über den sandigen Boden schießt. Der Name Shotgun bzw. Achterbahn unter Wasser wird diesem Tauchspot wirklich gerecht. Langsam nimmt die wilde Fahrt ab. Ich schaue auf meinen Anzeige der vorhandenen Luft: Unglaubliche 30 bar habe ich in wenigen Minuten verbraucht. Wir haken uns in einer ruhigeren Ecke in der Nähe eines Riffs ein und versuchen unsere Atmung zu beruhigen sowie den Adrenalinspiegel zu senken. Ein weiteres Highlight lässt nicht lange auf sich warten: Drei Manta-Rochen schwimmen an uns mit aller Seelenruhe vorbei. Wir entdecken noch weitere Skorpionfische und bereiten uns für den Sicherheitsstopp auf fünf Meter für drei Minuten vor. Als wir auftauchen lachen wir beide los und nehmen uns in den Arm. Was für eine wilde Fahrt!

Der letze Tag

Wir wachen am Freitag auf und fühlen uns unwohl. Nicht gesundheitlich, sondern es bedrückt uns, dass wir aufbrechen müssen. Das kann doch nicht alles gewesen sein. Oder doch? Wir legen alle pro und contra Argumente auf den Tisch! Unser Reisebudget ist nach dem Tauchschein ein wenig dezimierter als geplant. Wobei das Wort Planung für diese Art von spontaner Reise nicht das richtige Wort ist. Wir spielen Schere-Stein-Papier. So wie wir es immer tun, wenn wir uns mal wieder nicht entscheiden können. Ich bin der bad-guy und gewinne. Abreise! Doch es herrscht eine Leere in uns. Wir fragen bei Mike nach, ob wir noch zwei Nächte bleiben können. Wie erhofft, ist dies überhaupt kein Problem.

Ok – Wir machen das jetzt einfach

Beide Boote sind bereits auf dem Weg zu den Tauchspots und wir entscheiden uns an Land zu bleiben und legen einen Ruhetag ein. Das Resort bietet so viel, was es zu erkunden gilt. Hinter eine Anhöhe liegt ein kleiner Strand mit Ausblick auf Rinca. Die Insel auf der die Komodo-Warane leben. Wir schaukeln in den Hängematten und genießen die Ruhe. Schreiben, Lesen und Relaxen. Der nächste Tag bringt einen zweifachen Wechsel:

Zum einen wechseln wir von der vertrauten „Alfredi“ – benannt nach dem Riff-Manta – auf die „Birostris“ – benannt nach den Manta Rays. Beide Boote wurden vom Kiel aus mit handwerklichen Methoden von lokalen Bootsbauern in Flores gebaut. Genau wie ihr Name, sind sie perfekt in den Gewässern von Komodo zuhause.

Außerdem wechseln wir unseren Tauchguide: Helene nimmt uns mit auf die weitere Entdeckungstour und unsere Tauchgruppe wird aufgestockt, so dass wir nun zu viert sind. Heute liegt das zentrale Tauchgebiet vor uns mit Gindang (Muck-Dive), Tatawa Kecil und Mawan. Beim Muck-Tauchen besteht der Fokus auf Kleinstlebewesen, wie z.B. Schnecken, Shrimps, der weiße Pfeifenfisch. Es sind meist sehr entspannte Tauchgänge, bei denen wir unsere eigenen Fähigkeiten hinsichtlich Atmung und Balance steigern können. Bei Tatawa Kecil und Mawan bekommen wir hingegen die volle Ladung an farbenfroher Unterwasserwelt. Der Garten eines Kraken kann nicht schöner sein. Und heute immer dabei: Schildkröten, Haie und Triggerfish. Herrlich! Wir kehren heim mit der Erkenntnis, dass wir die richtige Entscheidung vom Herzen her getroffen haben und verlängern nochmal, dieses Mal frühzeitiger, um einen weiteren Tauchtag. Mike, Max und Ira, die sich um das organisatorische im Resort kümmern, lachen und fragen ob sie nicht für weitere sieben Wochen reservieren sollen… Ja, das wäre schön!
Am nun finalen und letzten Tag (der Flug ist gebucht, es gibt kein Zurück mehr) verlassen wir frühzeitig die Tauchbasis. Wir fahren wieder in den Norden von Komodo nach Witches Hat, Chrystal Rock und mein Wunsch nach Batu Bolong wurde auch erhört. Yeah!

Für viele Taucher ist Batu Bolong der wohl beliebteste Tauchplatz in Komodo. Ein Felsenkegel der nur ein paar Meter aus dem Wasser schaut wird, von heftiger Strömung umspült und man taucht auf der Strömungsschattenseite im Zick-Zack. Wichtig ist, dass man nah am Riff bleibt. Der Platz ist wie ein riesiges Aquarium. Wenn man nach oben schaut ist es wie eine riesige Fischsuppe. Wir sehen Riffhaie (whitetip), giant sweetlips, lionfisch, Tunas und Barracudas sowie zwei riesige Schildkröten. Das Korallenwachstum ist dort sehr gesund und üppig. So ist dieser Platz für viele Taucher der Lieblingsplatz, was leider in der Hochsaison dazu führt, dass etliche Tauchschiffe gleichzeitig anlegen.

Völlig erledigt und vollgepackt mit unfassbaren Erlebnissen geht es auf der „Birostris“ heimwärts. Ich gehe zum Bug des Schiffs und lege mich in den Wind, spüre den Wellengang und überlege wie dankbar man doch in solchen Momenten sein darf. Die Gischt sprüht mir ins Gesicht während ich den Blick auf das Meer gerichtet habe. Entdecken wir heute wieder einen Wal, wie vor drei Tagen?
Eine unfassbare Situation: Wir liegen am Oberdeck und plötzlich ruft die Besatzung: Wale in Sicht! Das Boot dreht um 180° und tatsächlich: Wir sehen die Fluke beim Abtauchen und warten gespannt… Dort! Der Wal taucht leicht auf und eine riesige Fontäne schießt aus dem Wasser! Unbeschreiblich und ein nicht alltäglicher Anblick – selbst für die hier lebenden Tauchlehrer und die Besatzung.

Fuel the addiction

Whales
Und genau das ist es, was passiert, wenn man bei den Scuba-Junkies taucht. Diese einzigartige Leidenschaft und Begeisterung jedes einzelnen wird erbarmungslos übertragen. Eine Passion die wir miterleben dürfen! Danke – Terima Kasih – Suksma – Thank you! An das Team auf den Booten, in der Küche, im Equipment-Raum, die Tauchguides, die eine große Verantwortung und lange (Arbeits-)Tage haben, sowie allen Mitreisenden die wir kennengelernt haben und genauso angefixt sind wie wir!

Letzter Tag – Auf nach Rinca und zurück nach Labuan Bajo

Um acht Uhr legen wir mit einer kleinen Scuba-Junkie-Truppe vom Resort ab. 45 min später landen wir auf Rinca. Der Insel auf der sich alles um die Komodo-Warane dreht. Wir bekamen direkt einen Guide zugeteilt, der mit einem Stock bewaffnet war. Vorn war er gespalten. Er ging vor, um uns zum kleinen Häuschen zu bringen, wo man den Eintritt in den Nationalpark zahlt. Und kurz bevor wir da waren zeigte er nach vorn: „Dort, der erste Komodo!“ Es folgt auch eine Einführung und Sensibilisierung gegenüber der Warane, ein Überbleibsel aus der Urzeit.

Er erklärt uns, dass Komodos bis zu 60 Bakterien an den Zähnen haben, sodass ein Biss tödlich enden kann. Komodos sind schnell. Sie können schneller rennen, als wir, aber sie können nicht klettern und sind schlechte Schwimmer. Die Kaltblüter begeben sich zum Abkühlen ins Wasser, verbleiben dort aber nicht zum schwimmen. Sucht sich ein Komodo aber ein Opfer aus, dann bleibt er dran. Dann will er es. Auf der Insel leben Schlangen, Affen, Hirsche und Büffel in einer natürlichen Umgebung. Einem Ökosystem der Jäger und Gejagten. Sollte ein Komodo uns attackieren, dann sollen wir auf einen der Bäume klettern. Auch beim Fotografieren, heißt es: Keine hektischen Bewegungen, leise bewegen und nicht laut sein. Komodos können Blut übrigens bis zu 5 Kilometer riechen. Es sind Kannibalen, die auch mal gerne einen Teil ihrer eigenen Eier futtern.
Ein Blick zu dem riesigen Komodo vor uns und wir alle fühlen uns plötzlich anders, als wir noch die Insel betraten. Uns wird mit einem Schlag klar: Hier herrscht wer anders. Es gibt drei Wanderwege, da ein Teil der Gruppe bereits am frühen Nachmittag den Rückflug antreten wird, werden wir den kleineren Trail nehmen. Es geht vorbei an den Behausungen der Ranger. Wir sehen die Warane meistens satt herumliegen, da sie nur einmal im Monat fressen müssen. Oft begegnet man noch ein paar Wasserbüffeln. An der Rangerstation liegen immer Warane herum. Falls man unterwegs keine gesehen hat, kann man hier einige fotografieren.
Nach guten zwei Stunden begeben wir uns wieder auf die „Delphinius“ Kurs: Labuan Bajo! Es wird still an Bord. Ilka und Ich sitzen nun am Heck, genießen die Aussicht auf kleine Inseln umgeben von Mangroven. Dies ist der Platz an dem sonst betriebsame, professionelle Hektik herrscht. Hier haben wir unser Tauchequipment geprüft. Die BCD-Weste angelegt, Tauchmaske gereinigt. Umgeben von Tauchern und helfenden Händen.

Dadurch, dass wir unseren Aufenthalt verlängert haben und das Visum sich nach 60 Tagen dem Ende nähert, haben wir keine Gelegenheit Flores weiter in Ruhe zu erkunden. Aber eines ist sicher:
Wir kommen wieder – ganz bestimmt! Sampai jumpa Flores!

PS: WIr hatten unsere GoPro unter Wasser dabei – hier gehts zum Video!

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