wir woanders

Flag Indonesia

Inside Indonesien – kulturelle Einblicke Java Bali Flores

In Indonesien waren wir jetzt achteinhalb Wochen unterwegs und haben auf Java, Bali und Flores viele spannende Menschen getroffen. Mit einigen haben wir sehr interessante Gespräche geführt und sie haben uns Einblicke in die indonesische Kultur gewährt. Hier halten wir jetzt einige dieser für uns spannenden und faszinierenden Neuigkeiten fest.

Unterschiede zwischen Java und Bali und Flores

Wir sind auf Java, Bali und Flores herumgereist. Der größte Unterschied zwischen den drei Inseln ist die Religion. Dieser Unterschied ist im Alltag zu sehen und zu hören. Java ist hauptsächlich muslimisch geprägt. Deshalb tragen die meisten Frauen Kopftücher und lange Hosen oder Röcke. Außerdem gibt es wohl keinen Ort, an dem nicht mehrmals täglich zum Gebet in der Moschee aufgerufen wird. Wir haben uns ziemlich schnell an den Gesang der Muezzins gewöhnt. Dann besitzt gefühlt jeder zweite Einwohner Javas eine Katze. Es ist unglaublich wie viele Miezekatzen wir auf Java gesehen haben!
Auf Bali ist der Hinduismus der dominierende Glaube. Das wird ebenfalls bei der Kleidung sichtbar. Die Männer tragen häufig Röcke (zwei verschieden gemusterte Sarongs übereinander) und ein um den Kopf gebundenes Tuch. Die Frauen kleiden sich traditionell mit langen bunten Röcken und feinen Oberteilen aus Spitze mit einem um die Taille gebundenen Tuch. Wenn man auf Bali unterwegs ist, dann hat man ständig den Geruch von Räucherstäbchen in der Nase. Das liegt daran, dass bei den täglichen Opfergaben immer ein brennendes Räucherstäbchen dabei liegt. Und wenn wir noch die Tierwelt in den Vergleich einbeziehen, dann ist Bali die Hundeinsel. Hier besitzt fast jede Familie einen oder mehrere Hunde.
kleidung_bali
Flores ist mehrheitlich katholisch geprägt. Das ist historisch bedingt durch den Einfluss der Portugiesen, die die Insel im 16. Jahrhundert als erste Europäer entdeckten und ihr den noch heute gültigen Namen gaben. Der römisch-katholische Glaube wurde durch viele Missionsstationen auf der gesamten Insel verbreitet. Etwa 85% der Einwohner sind heutzutage Katholiken wobei es viele ursprüngliche Einflüsse wie den Glauben an Ahnengeister gibt, die im katholischen Glauben auf Flores mit verankert sind. Was die Entscheidung für Katzen oder Hunde angeht könnten wir uns nicht eindeutig entscheiden, da uns beide regelmäßig über den Weg gelaufen sind.

Kosten für Essen Lebensmittel

In Indonesien ist es – im Gegensatz zu Deutschland – viel günstiger auswärts essen zu gehen, als selber zu kochen! Das haben wir mit Schrecken festgestellt, als wir uns mal selbst versorgen wollten und die Zutaten eingekauft haben. Trotzdem muss das manchmal einfach sein, dass wir nebeneinander in der Küche stehen (sofern es in der Unterkunft die Möglichkeit gibt) und schibbeln und brutzeln.

Natürlich gibt es Preisunterschiede, ob ihr in einem günstigen Warung direkt an der Straße oder in einem Restaurant speisen möchtet. Auch wenn die Hygiene in den kleinen dunklen Straßenständen manchmal auf den ersten Blick nicht sehr einladend ist, so haben wir gerade an solchen Warungs bisher immer sehr lecker gegessen. Dort kommt man auch mal mit den Einheimischen in Kontakt.

Auf den drei Hauptinseln gibt es ebenfalls Preisunterschiede. Bali ist im Vergleich zu Java viel teurer. Das liegt wahrscheinlich am Tourismus. Zu Flores können wir kein umfassendes Urteil abgeben da wir fast nur im Dive Resort waren und die Mahlzeiten im Preis inbegriffen waren. Kaffee, Tee und Donuts waren im Vergleich zu Java und Bali aber sehr günstig… Davon abgesehen ist das Leben auf den ganz kleinen Inseln immer etwas teurer, weil ja alles erst auf die jeweilige Insel gebracht werden muss. Im Gegensatz zu Deutschland sind die Lebensmittel in Indonesien schon sehr günstig.

Das Leben als Fußgänger in Indonesien

Die Indonesier gehen offensichtlich nicht gerne zu Fuß. Sie fahren entweder selbst mit dem Roller, lassen sich zu mehreren Personen mitnehmen (wir haben fünfköpfige Familien auf einem Roller gesehen!) oder sie fahren Bus, Taxi oder Gojek. Gojek ist ein Internetportal, auf dem man sich eine Mitfahrgelegenheit auf einem Roller bucht. Quasi das Taxi für Einzelpersonen.

Als Fußgänger bekommt man an vielen Straßenecken das Angebot für eine Taxifahrt. Wir lehnen immer dankend ab, weil wir die Nachbarschaft auch gerne zu Fuß erkunden möchten. Manchmal ist das allerdings gar nicht so leicht bei den Straßenverhältnissen. Die Fußwege – sofern sie überhaupt vorhanden sind – sind teilweise in einem katastrophalen Zustand. Manchmal fehlt einfach ein Stück. So komplett, mit tiefem Loch! Und manchmal kommen wir uns vor wie Bergsteiger, wenn der Bürgersteig einen halben Meter höher liegt als die Straße. Nachts sind wir dann nur mit kleiner Taschenlampe unterwegs.
Abgesehen von den Fußwegen muss man sich nicht angesprochen fühlen, wenn ein Auto hinter einem hupt. Hupen gehört in Indonesien einfach zum Straßenverkehr dazu. Entsprechend oft werdet ihr es hören. Dabei hat es hier nicht die gleiche Bedeutung wie in Deutschland. Es wird grundsätzlich gehupt, wenn man jemanden überholt und bedeutet dann so viel wie „Achtung, pass‘ auf, ich bin direkt hinter dir und überhole dich jetzt“ oder „hallo, mach mal mehr Platz, ich will dich überholen“. Der Verkehrsteilnehmer, der überholt wird hupt dann auch um zu signalisieren „alles klar, ich sehe dich, fahr‘ vorbei“ woraufhin der erste nochmal zur Bestätigung oder als Dank hupt. So wird im Verkehr kommuniziert. Anfangs haben wir uns erschrocken umgesehen und dachten, wir stehen im Weg. Inzwischen gehört das Hupen für uns zum allgemeinen Umgebungsgeräusch dazu. Leider. Denn so gibt es ständig einen gewissen Lärmpegel.

Balinesischer Hinduismus

Auf Bali existiert eine besondere Form des Hinduismus: die Hindu-Dharma-Religion. Der Ursprung ist der „normale“ Hinduismus. Es gibt auch buddhistische Einflüsse und der Glaube daran, dass allem in der Natur eine Seele innewohnt. Der balinesische Hinduismus ist eine Mischung von verschiedenen Einflüsse aus anderen Religionen. Es ist, als ob sich die Balinesen aus anderen Glaubensrichtungen die für sie besten Anteile integriert haben.

Bei den Balinesen muss alles ausgeglichen sein. Es gibt hell und dunkel, gut und böse. Deshalb bekommen einerseits die Götter Opfergaben und andererseits auch die Dämonen. Beide müssen in gleicher Weise gewürdigt werden, was fünf Mal täglich geschieht. Als Gegenleistung für die Opfergaben erhoffen sich die Menschen Schutz vor bösen Dingen, Krankheiten oder gute Ernten.

Die Opfergaben werden in kleinen meistens aus Palmblättern bestehenden Körbchen am Straßenrand oder am Familientempel platziert. Sie heißen Canang Sari. Das Ceper ist ein Sockel aus Canang und das Symbol für Angga-Sarira (Körper) und besteht aus etwas Reis, Blütenblätter, Früchte oder Süßigkeiten, manchmal auch Geld oder Zigaretten. Canang Sari leitet sich von balinesischen Wörtern ab, Canang bedeutet „ein kleiner Palmblattkorb als Tablett“ und Sari bedeutet „Essenz“. Der Inhalt variiert immer mal wieder. Das Räucherstäbchen gehört auch dazu, damit das Gute willkommen ist und das Böse fernbleibt. Manchmal ist ein weiteres Körbchen – das uruk ituk – dabei. Das kommt häufig bei Vollmond oder Neumond zusätzlich zum Einsatz.

Die kleinen Körbchen liegen manchmal mitten auf dem Fußweg. Und bei einigen sieht man auch, dass wohl schon jemand draufgetreten ist oder es beim gehen umgekippt hat. Das ist allerdings gar nicht schlimm. Die Balinesen glauben, dass die Götter die Essenz aus der Opfergabe längst empfangen haben. Also keine Panik, falls ihr mal auf ein Ceper tretet.

Penjor - Zeichen für eine Zeremonie

Sehr häufig sehen wir am Straßenrand lange Bambusstangen, die mit wehenden Palmblättern geschmückt sind. Diese Stangen werden „penjor“ genannt und werden für eine Zeremonie in Löcher am Boden gesteckt. Da auf Bali ziemlich regelmäßig Zeremonien stattfinden, gibt es eigentlich immer irgendwo penjor zu sehen. Es gibt Zeremonien zum Vollmond, zum jeweiligen Dorftempel-Geburtstag (jedes Dorf hat drei Tempel – je einen für Shiva, Vishnu und Brahma), Familientempelgeburtstage, etc.

Feng Shui auf balinesisch

ganesha_bali ganesha_bali Weil alles im Leben in Balance sein soll, ist auf Bali auch der Standort des Hauses und der Eingang auf das Grundstück von Bedeutung. Die Menschen wohnten ursprünglich weder direkt am Meer, noch oben auf dem Gipfel eines Berges. Die Berge sind den Göttern zu nah – im Meer haust das Böse. Irgendwo dazwischen soll es am Besten sein. Wenn man vor dem Eingang eines Grundstückes steht, schaut man durch das meist offene Gartentor fast immer auf eine kleine Mauer: das aling-aling. Es dient als Schutz vor Dämonen, weil die angeblich nicht seitwärts gehen können. Als Mensch kann man ja einfach um die kleine Mauer herumgehen… Falls im Eingangsbereich kein Platz für das aling-aling ist, dann sieht man bestimmt eine Ganesha-Figur. Diese schützt alternativ den Eingang vor bösen Damönen.

Balinesische Vornamen

Nach kurzer Zeit haben wir auf Bali viele Menschen mit dem gleichen Vornamen kennengelernt. Die Erklärung ist eine ganz einfache: Die Namen der Kinder in einer Familie richten sich danach, in welcher Reihenfolge sie geboren sind:
  1. Wayan (der Älteste) / Putu (der Enkel) / Gede (der Größte)
  2. Made (der Jüngere) / Kadek (der Zweite) / Negah (der Mittlere)
  3. Komang (das Baby) / Nyoman (der Jüngste)
  4. Ketut (der Gefolgte)
  5. Beim fünften Kind geht’s wieder von vorne los…

Und dabei spielt es noch nicht mal eine Rolle, ob es ein Junge oder Mädchen ist. Lediglich eine kleine Silbe vor dem Namen gibt das Geschlecht an: I = männlich, Ni = weiblich.

Wie es im Klassenzimmer zugeht, wenn der Lehrer jemanden aufruft, wollen wir uns gar nicht vorstellen… Allerdings bekommen die Kinder manchmal einen zweiten Namen, der nichts mit der traditionellen Reihenfolge zu tun hat. Oder sie geben sich selbst einen Spitznamen, der auch mal Mike oder Andi sein kann.

Und dann sagt der Name auch noch etwas darüber aus, aus welcher Gesellschaftsschicht man kommt. Eine liebe Warung-Betreiberin hat uns da einige Beispiele genannt. Bei all dem Input von Namen und Erklärungen müssen wir hier mit weiteren Infos jetzt leider passen. Das waren zu viele Details um sie jetzt korrekt wiedergeben zu können.

Vokabeln für den Alltag in Indonesien

Bevor wir nach Indonesien gekommen sind haben wir uns nicht wirklich mit der Sprache beschäftigt. Nach ein paar Tagen war uns klar, dass wir einige grundlegende Wörter beherrschen wollen. Einiges haben wir selbst nachgelesen, die meisten Vokabeln haben wir in Gesprächen mit den Einheimischen gelernt. Hier gibt es eine kleine Auswahl der wichtigsten Wörter – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Guten Morgen – selamat pagi
Guten Tag nachmittags – selamat sore
Guten Abend – selamat malam
Wie geht’s? – apa kabar
Gut – baik
Tschüss – dah
Bis bald – sampai jumpa
Ja – ya
Nein – tidak
Bitte (um etwas bitten) – tolong
Danke – terima kasih
Gern geschehen – sama sama
Entschuldigung – maaf
Straße – jalan
Stadt – kota
offen – buka
Geschlossen – tutup
Markt – pasar
Bezahlen – bayar
Achtung/Vorsicht – hati-hati
kein Problem – tidak masalah
1 – satu
2 – dua
3 – tiga
4 – empat
5 – lima

Vokabeln zum Thema Essen

essen / Lebensmittel – makan / makanan
trinken / Getränke – minum/ minuman
Ayam – Hühnerfleisch
goreng – Gebraten
nasi – Reis
mie/bakmi – Nudeln
telur – Ei
Nasi campur – Reis mit verschiedenen Beilagen
Bakso – Fleischball mit Gemüse in Brühe
Gado-Gado – kaltes oder lauwarmes Gemüse mit einer Erdnusssauce
Tipat Cantok – balinesisches Gado Gado
Ikan – Fisch
Daging – Fleisch
Tempe – Stücke aus zusammengepressten Sojabohnen
Tahu – Tofu
Martabak – Pfannkuchen
Manis – süß
Asam manis – süß-sauer
Kopi – Kaffee
Teh – Tee
Gula – Zucker
Susu – Milch

Fazit:

Indonesien ist wahnsinnig vielfältig. Jede Insel hat ihren eigenen Charakter und ist für sich besonders. Java = kulturell vielfältig. Bali = sehr touristisch. Flores = traumhafte Landschaft. Dabei haben wir nur einen Bruchteil von Indonesien gesehen. Dieses Land besteht aus etwa 17000 Inseln – wir waren insgesamt nur auf einem Bruchteil davon. Für zukünftige Reisen gibt’s also noch ziemlich viel zu entdecken.
Also: sampai jumpa, Indonesien!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert