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Roadtrip NZ – Napier bis Tolaga Bay

Von Napier haben wir schon viel Gutes gehört. Die Stadt, ist für ihren Wein, als Obstkorb Neuseelands und für ihren Art déco Stil bekannt. In Napier wurden nach den verheerenden Erdbeben 1931 viele Gebäude in diesem Stil errichtet. Wir sind sehr gespannt was uns alles in Napier in der Hawkes Bay und auf dem Weg von dort nach Tolaga Bay erwartet…

Napier - die Art Déco Stadt

Zuerst parken wir Bronto am Perfume Point am East Pier in Napier. Das ist ein Freedom Campingplatz direkt am Wasser mit Blick auf die Bucht. Hier darf man für maximal zwei aufeinanderfolgende Nächte stehen. Gerade haben wir uns häuslich eingerichtet, da fährt ein Oldtimer an uns vorbei und lässt eine historische Hupe ertönen. Der Fahrer hat sich mit seiner 20er Jahre Kleidung seinem Wagen angeglichen. Da findet hier bestimmt gerade eine Oldtimer Rallye statt… Dann spazieren wir am Wasser entlang vorbei am Verladehafen und hinauf auf den Bluff Hill. Von dort haben wir eine schöne Aussicht auf die Bucht und den Hafen. Nun, dann wollen wir mal unsere Architektur Studie beginnen und steigen vom Hügel in die Stadt hinein.
Das Masonic Hotel gegenüber der Strandpromenade fällt sofort ins Auge. Und auch die Kuppel des A&B Gebäudes. Wir spazieren einfach eine Weile durch Napier und sehen bestimmt aus wie Hans-guck-in-die-Luft. Unser Blick ist fast die ganze Zeit auf die Gebäude und Giebel um uns herum gerichtet. Die meisten Art déco Gebäude stehen in der Emerson Street und der Tennyson Street. Sogar die Straßenschilder sind dem Art déco Stil angepasst.
Ins Masonic Hotel haben wir auch reingeschaut und waren hin und weg. Als ob wir mit dem Schritt durch die Tür in eine andere Epoche katapultiert wurden. Hier ist wirklich alles im Stil der 20er eingerichtet. Wir sind nicht auf einer Weltreise, sondern machen eine Zeitreise! Die Dreharbeiten zu „Der große Gatsby“ mit Leonardo DiCaprio hätten hier locker stattfinden können. Großartiges Epos übrigens.
Inzwischen haben wir rausgefunden, dass in Napier keine Oldtimer Rallye stattfindet. Die historischen Wagen sind eine Möglichkeit hier eine Stadtführung zu machen. Dabei wird man im schicken Wagen mit stilecht gekleidetem Chauffeur/Fremdenführer durch die Gegend kutschiert und bekommt währenddessen alles Wissenswerte zur Geschichte von Napier erzählt. Für das entsprechende Kleingeld, versteht sich. Wir haben dann mal hinterhergeschaut… Der Art déco Stil ist ziemlich schön, hat aber einen ernsten Hintergrund.

Erdbeben in Napier

Am 3. Februar 1931 wurden Napier und die Nachbarstadt Hastings von einem Erdbeben mit der Stärke 7,8 getroffen. Das Beben und das darauffolgende Großfeuer hat beide Städte fast komplett zerstört. Napier war vor dem Erdbeben von weitläufigen Sumpfgebieten umgeben. Durch das Beben wurde der Boden um über 2 Meter angehoben und es entstanden etwa 40qkm Neuland. Der Wiederaufbau sollte mit dem Art déco Stil eine neue Epoche für Napier markieren. Abgesehen davon war das eine der günstigsten Varianten des Aufbaus. Die Pastellfarben gehen auch auf die Budget Situation zurück, denn die Farben wurden mit Wasser gestreckt.

Im örtlichen Art déco Shop kann man sich noch mit diversen Devotionalien des Stils eindecken. Und man darf sich ein paar Kleidungsstücke ausleihen und damit eine private Fotosession starten. Helge hat sich als Kulisse direkt das passende Fahrzeug vor der Tür ausgesucht.
Den Abend verbringen wir mit Bronto am East Pier. In der Dämmerung sitzen wir am Wasser und wundern uns über ein ziemlich steil fliegendes Flugzeug dessen Kondensstreifen wir noch ziemlich lange erkennen können. Später genießen wir noch den klaren Sternenhimmel.

Havelock North in der Hawkes Bay

Am nächsten Tag fahren wir nach Havelock North zum Te Mata Peak. Vom Te Mata Peak haben wir eine grandiose 360 Grad Sicht auf das gesamte Tal um uns herum. Leider sind wir in der Nebensaison hier und wir können kein Paragliding vom Gipfel aus ausprobieren. Das ist nämlich seit längerer Zeit ein Traum von mir (Ilka). Ich hadere extrem mit dem Fallschirmspringen. Einerseits stelle ich mir das toll vor, doch ich habe totale Angst vor dem Fallen. Die Höhe macht mir dabei gar nichts aus. Deshalb würde ich gerne auf das Fallen verzichten und gleich ins Schweben übergehen. Paragliding wäre da bestimmt eine gute Alternative… Hier können wir leider nicht in die Weite des Tals hinabschweben. Der Anbieter ist quasi schon im Winterschlaf. Schade.
Eine weitere Attraktion in der Gegend ist die Basstölpel-Population am Cape Kidnappers. Doch leider gab es vor Kurzem einen Erdrutsch und nun ist die Straße dorthin gesperrt bzw. nur noch mit einem 4×4 Fahrzeug befahrbar. Definitiv nichts für Bronto. Stattdessen machen wir einen kurzen Zwischenstopp auf dem Weingut Elephant Hill. Da wir mit Bronto heute noch ein paar Kilometer fahren werden verzichten wir auf das Trinken und begnügen uns mit dem Anschauen der Weinkellerei. Auf unserem Weg kommen wir an einer kleinen Schokoladenmanufaktur vorbei. Bei Silky Oak Chocolates läuft uns beim Anblick der Pralinen das Wasser im Mund zusammen. Und das Schild am Gebäude ist ab sofort die Rechtfertigung für alle zukünftigen Schoki-Käufe!

Mahia Peninsula

Unser nächster Schlafplatz befindet sich in Opoutama am Rand der Mahia Peninsula. Leider fahre ich mich in der Dämmerung beim Finden des optimalen Stellplatzes im weichen Sand fest. Argh!!! Zum Glück sind Camper immer ziemlich hilfsbereit und so tauchen – angelockt vom Geräusch der durchdrehenden Reifen – sofort einige Leute aus dem Dunkel auf und schieben uns mit vereinten Kräften aus dem Sand auf festen Boden zurück. Puh!

Nach dem Frühstück bestaunen wir wie nah sich das Meer an uns herangeschlichen hat. Der Strand der Halbinsel zieht sich unendlich hin. Bevor wir weiterfahren pflegen wir Bronto noch mit Öl und Kühlwasser. Dabei kommen wir mit unseren Campernachbarn ins Gespräch, ein Rentner Paar aus Wellington. Die beiden erzählen uns, dass wir vorgestern gar kein Flugzeug am Himmel über Napier gesehen haben, sondern eine Rakete. Wie bitte? Seit wann macht Neuseeland denn in Raumfahrt? Ja, es war eine Rakete mit einem Satelliten und die wurde am Ende der Mahia Halbinsel ins All geschossen. Denn dort existiert der sogenannte Rocket Lab Launch Complex 1. Da haben wir doch glatt einen Raketenstart miterlebt ohne es zu wissen. Sachen gibt‘s… Hier geht’s zur Webseite von Rocket Lab.

Nun gut. Wir fahren ein Stück weiter auf die Halbinsel zum Mokotahi Outlook. Dort stiefeln wir den Hügel hinauf und werden mit einem tollen Rundumblick auf die Bucht belohnt.

Tolaga Bay Wharf - die längste Pier Neuseelands

Weiter geht’s nach Gisborne. Die Stadt selbst reizt uns nicht wirklich. Momentan gleicht sie einer riesengroßen Baustelle mit zig Umleitungen, das Cook Denkmal ist eingezäunt und das Marae ganz nett, allerdings findet dort gerade eine Wirtschafskonfernez statt… Also stocken wir nur unsere Vorräte auf und fahren weiter zur Tolaga Bay. In Tolaga Bay befindet sich eine 660 Meter lange Pier, die direkt aufs offene Meer führt: Tolaga Bay Wharf. Es ist die längste Pier in ganz Neuseeland. Sie wurde 1926 fertiggestellt und diente bis 1967 als Anleger für Frachtschiffe in der Region. Durch andere Transportmittel und -wege wurde es unwirtschaftlich und die Stahlbetonpier wurde nur noch von Fischer- und Sportbooten genutzt. Ende der 90er drohte es zu verfallen und wurde bis 2013 restauriert. Heute ist es ein beliebter Fotospot und Treffpunkt der lokalen Anglerszene. Auch für uns…
Am anderen Ende des Ortes Tolaga Bay beziehen wir mit Bronto Quartier für die Nacht. Hier hat die Gemeinde einen Freedom Campingplatz direkt am Meer eingerichtet. Den nutzen wir gerne. Und dann beginnt unser Ankommensritual: Gasflasche aufdrehen, napier_bis_tolaga_bay Wasser aufsetzen und Kaffee & Tee kochen. Heute haben wir sogar noch einen Schmeck dabei. Die Muffins haben wir in Gisborne im Supermarkt gekauft. Sie haben genauso gut geschmeckt, wie sie aussehen. Hehe.

Und morgen machen wir auf Geschichte und wandeln auf den Spuren von James Cook…

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